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Mindestlohn senkt Zahl der Aufstocker

Die Zahl der Aufstocker ist seit Einführung des gesetzlichen Mindestlohns Anfang diesen Jahres leicht zurückgegangen. Aufstocker können vom Einkommen aus ihrem Job alleine nicht leben und müssen zusätzlich Hartz IV beantragen. Wie eine Sprecherin von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles am Montag verkündete, sehe man diese Entwicklung als äußerst „erfreulich“ an. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) ist sich sicher, dass diese Entwicklung ein klarer Pluspunkt für die doch umstrittene Mindestlohneinführung sei.

Zahl der Aufstocker nur leicht verringert

Allerdings sind die rückläufigen Zahlen eher gering, wie aus einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ vom Montag hervorgeht. Sie zitierte dabei aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen im Bundestag. Demnach sollen im Dezember 2014 noch 1,268 Millionen Menschen aufgestockt haben. Nach Einführung des gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro pro Stunde ist die Zahl der Aufstocker im Februar 2015 auf 1,223 Millionen gesunken. Das sind aber nur etwa 45.000 Aufstocker weniger als im vergangenen Jahr.

Ebenfalls soll es eine Verringerung der Aufstocker bei den erwerbsfähigen Hartz-IV-Empfängern gegeben haben. 29,3 Prozent der 4,3 Millionen Menschen sollen Ende 2014 aufgestockt haben, im Februar 2015 sollen es nur noch 27,8 Prozent gewesen sein. Von der Bundesagentur für Arbeit heißt es hingegen schon seit Wochen, dass eine seriöse Einschätzung der Auswirkungen des Mindestlohns erst zum Jahresende vorgenommen werden könne.

Zahl der Aufstocker sinkt zum Jahresende

Grund dafür: Zum Jahreswechsel gibt es fast immer einen Rückgang bei den abhängig beschäftigten Aufstockern, wie eine BA-Sprecherin der „SZ“ gegenüber erklärte. Viele Aufstocker sind beispielsweise von Winterarbeitslosigkeit betroffen, so dass sie in den Wintermonaten nur Hartz IV erhalten, statt mit dieser Leistung aufzustocken. Allerdings erklärte die Sprecherin weiter, dass der Rückgang stärker als in den vergangenen Jahren ausgefallen sei. Dies deute schon auf einen Zusammenhang mit der Mindestlohneinführung hin.

Wie setzen sich die Aufstocker zusammen?

In dem Bericht heißt es, dass etwa 593.000 Aufstocker, das ist fast die Hälfte von ihnen, einen 450 Euro Minijob angenommen haben, überwiegend aber von Hartz IV leben. Bei 600.000 Aufstockern sieht es wohl so aus, dass sie einen sozialversicherungspflichtigen Job ausüben, aber beispielsweise nur in Teilzeit arbeiten. Daher benötigen sie zusätzlich die Hilfe vom Steuerzahler, weil das eigene Einkommen nicht ausreicht, um Kinder und Angehörige zu versorgen.

Daraufhin erklärte Wolfgang Strengmann-Kuhn, sozialpolitischer Sprecher der Grünen, dass der Mindestlohn an erwerbstätigen Hartz-IV-Empfängern weitestgehend vorbeigehe. Er schaffe es nicht, Teilzeitbeschäftigte aus der Abhängigkeit von Hartz IV herauszuholen und auch Familien könnten trotz Mindestlohn nicht unabhängig vom Staat werden. Strengmann-Kuhn warnte weiter, dass der „Mindestlohn richtig, aber kein Mittel zur Armutsbekämpfung“ sei.

Stefan Körzell, DGB-Vorstandsmitglied, das auch in der Mindestlohn-Kommission sitzt, sieht das anders. Der Mindestlohn sei ein wichtiger Baustein, um gegen den Aspekt „Arm trotz Arbeit“ anzugehen. Zudem habe die Beschäftigung insgesamt zugenommen, auch dies zeige die Wirkung des Mindestlohns, so Körzell.

Quelle: Handelsblatt

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