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Mindestlohn hat Produktivität gesteigert

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Mit der Einführung des Mindestlohns sahen etliche Ökonomen den Untergang des Abendlandes kommen. Doch entgegen der düsteren Prophezeiungen hat der Mindestlohn in Deutschland sogar die Produktivität gesteigert. Das zumindest geht aus einer aktuellen Studie hervor.

Die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in Deutschland hat demnach durch die Einführung des Mindestlohns nicht gelitten. Anfang 2015 wurde ein gesetzlicher Mindestlohn hierzulande eingeführt, 2017 kam es zu einer ersten Erhöhung. Beide Stufen haben kaum zu Marktaustritten von Unternehmen geführt, wie es in einer Untersuchung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag der Mindestlohnkommission hieß. Einige Branchen wurden nach der Einführung sogar produktiver.

Wie wurde die Mindestlohn-Untersuchung durchgeführt?

Anfang 2015 wurde in Deutschland erstmals ein gesetzlicher Mindestlohn von 8,50 Euro festgelegt, zwei Jahre später folgte die Erhöhung auf 8,84 Euro pro Stunde. Bei der aktuellen Studie hat man vor allem die durch den Mindestlohn verursachten Lohnkostenerhöhungen, die sich auch auf die Wettbewerbsbedingungen von Unternehmen auswirken, betrachtet, wie Moritz Lubczyk, ZEW-Experte und Co-Autor der Studie erklärte.

Laut der Studie haben Kleinstunternehmen mit weniger als vier Beschäftigten aufgegeben – zumindest in den Regionen, in denen viele Mitarbeiter vor Einführung des Mindestlohns weniger als 8,50 Euro pro Stunde bekamen. Vor allem in den neuen Bundesländern zeigte sich dies stark, da der Bruttodurchschnittslohn 2015 deutlich niedriger als in den alten Ländern war. Allerdings seien es oft ohnehin unproduktivere Unternehmen gewesen, die den Markt verlassen hätten, so Lubczyk. Trotzdem blieb die Nachfrage nach Arbeitskräften hoch, so dass die Zahl der Arbeitslosen nicht gestiegen ist.

Verbesserte Produktivität in Teilen der Wirtschaft

In einigen Branchen hat sich die Arbeitsproduktivität dagegen erhöht. Das betraf vor allem Branchen, die besonders vom Mindestlohn betroffen waren, wie das Wett- und Lotteriewesen sowie die Werbebranche. Der Umsatz stieg also im Verhältnis zu den eingesetzten Mitarbeitern. Einerseits könnte dies an Investitionen in Maschinen und Technologien gelegen haben, die die Produktivität der Mitarbeiter steigern. Andererseits sorgen unproduktive Unternehmen, die vom Markt verschwinden natürlich für eine steigende Produktivität in der verbliebenen Branche.

Aktuell liegt der gesetzliche Mindestlohn bei 10,45 Euro pro Stunde. Das hat die Mindestlohnkommission aus Vertretern von Arbeitgebern, Gewerkschaften und Wissenschaft entschieden. Allerdings erfolgt zum 01.10.2022 nach dem Wunsch der Politik ein außerplanmäßiger und einmaliger Sprung auf zwölf Euro die Stunde.

Quelle: dpa

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