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Mieten statt kaufen – ist das wirklich vorteilhaft?

Was bei Streamingdiensten und im Autosektor anfing, zieht jetzt weitere Kreise: Immer mehr Händler bieten ihre Waren zur Miete an. Doch gerade Verbraucherschützer sehen den Trend mit Sorge.

Mittlerweile können Verbraucher Fernseher, Kleidung, Spielzeug und vieles mehr mieten, anstatt es zu kaufen. Viele große Einzelhändler, darunter etwa Otto, Media Markt, Saturn, Tchibo oder Real bieten ihre Produkte zur Miete an. Auch Ikea plant auf das Verleihmodell aufzuspringen. Trotz aller Vorteile, sollten aber die Nachteile nicht vergessen werden.

Mieten statt kaufen – der neue Trend

Wie die Unternehmensberatung KPMG und das Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) erklären, gehe es den Konsumenten gerade bei Gebrauchsgütern immer häufiger „um Nutzen und Komfort statt um den klassischen Besitz“. Eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsinstituts Splendid Research hat zudem ergeben, dass sich gut die Hälfte der deutschen Verbraucher von Mietangeboten angesprochen fühlt.

Mittlerweile ist mieten statt kaufen in vielen Bereichen schon zum Alltag geworden. Streaming-Dienste für Musik, wie Spotify oder Deezer, ersetzen die eigene Plattensammlung, Dienste für Filme und Serien, wie Netflix oder Amazon sorgen für die abendliche Unterhaltung, ohne dass eine eigene DVD-Sammlung aufgebaut werden muss, Fahrradverleiher, wie „Call a Bike“ oder Autoverleiher wie Car2go sorgen für Mobilität ohne Besitz.

Mietangebote für Technik

Seit einiger Zeit schwappt der Trend auch auf andere Bereiche über. Versandhändler Otto etwa bietet schon seit 2016 technische Geräte, wie Saugroboter, Waschmaschine und Co. zur Miete an. Wie Unternehmenssprecher Nick Marten erklärte, entwickele sich das Geschäft sehr gut. Man habe die zur Miete angebotenen Produkte mittlerweile von anfangs 70 auf 500 aufgestockt. Drohnen, Fernseher und Smartphones sollen in den letzten Monaten besonders stark gefragt gewesen sein, so Marten weiter.

Auch Conrad, Saturn und Media Markt bieten Technik mittlerweile zur Miete an. Dafür arbeiten sie mit dem Berliner Start-Up Grover zusammen. Bei MediaMarktSaturn hieß es, dass das Interesse der Verbraucher an Mietangeboten in diesem Jahr „noch einmal deutlich zugenommen“ habe. Daher wollen die Elektronikketten das Angebot an mietbaren Produkten künftig noch weiter ausbauen.

Der Handelsexperte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU kann das Interesse der Ketten an den Mietmodellen gut verstehen. Einerseits wird dadurch die Nachfrage deutlich angekurbelt. Das heißt, dass der Fernseher, der gekauft wurde, häufig fünf Jahre oder länger im heimischen Wohnzimmer steht. Beim Mietfernseher dagegen entscheiden sich Kunden oft früher für ein neues Modell. Auf den ersten Blick erscheinen die Preise zudem günstiger, so dass sich auch neue Käuferschichten erschließen lassen.

Mietangebote selbst für Kinder und Möbel

Selbst Eltern, deren Kinder stets im Eiltempo aus den Kleidern herauswachsen, können mittlerweile Mietangebote nutzen. Sogar das Spielzeug, das schnell langweilig wird, kann kurzfristig gemietet werden. Beim Kaffeehändler Tchibo und der Supermarktkette Real hat man die Zielgruppe Eltern für den Mietmarkt entdeckt. Seit Jahresanfang bietet Tchibo zusammen mit dem Startup Kilenda aus Magdeburg Kinderkleidung zum Mieten an. Ob der Baby-Body, den es ab 80 Cent pro Monat gibt oder das Teenie-Kleid in Größe 176 für 2,20 Euro pro Monat. Im April hat man das Angebot schließlich noch um Kinderspielzeug erweitert. Dabei wirbt Tchibo für das Mietmodell durch längere Nutzung und Weiterverwertung sowie die damit verbundenen Vorteile für die Umwelt. Bei Real gibt es seit August Spielzeug zur Miete – allerdings nur online.

Selbst Möbel sollen künftig zur Miete angeboten werden. Der schwedische Möbelriese Ikea arbeitet demnach an einem „Konzept, um Möbel zu vermieten“, bestätigte Unternehmenschef Jesper Brodin kürzlich gegenüber der „Neuen Züricher Zeitung“. Das Interesse an solchen Angeboten sieht er vor allem bei „Gruppen, deren Lebensumstände sich schnell ändern können“, so etwa bei Studenten oder Arbeitnehmern und Familien, die vorübergehend im Ausland stationiert werden.

Mieten oft teurer als kaufen

Allerdings sind die Mietangebote oft teurer als der Neukauf. Deshalb rät die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, die Angebote genau durchzurechnen. Insbesondere sollten Verbraucher Obacht geben, die gleich mehrere Produkte mieten. Oft führt das zu horrenden Monatsbeiträgen, die fällig werden und das Haushaltsbudget belasten.

Quelle: dpa

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