Alltagsmagazin.de

News und Tipps aus allen Lebensbereichen

Langzeitarbeitslosigkeit & Gesundheitszustand: Gibt es Zusammenhänge?

Schriftzug Statistik

Das Zusammenspiel aus Langzeitarbeitslosigkeit und Gesundheitszustand zeigt wechselseitige Auswirkungen. Das geht aus Daten der Bundesregierung hervor.

Es gibt nicht nur eindeutige Zusammenhänge zwischen dem Gesundheitszustand und Langzeitarbeitslosigkeit, sondern es spielen zahlreiche andere Faktoren mit. Das geht aus einer ausführlichen Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage von FDP-Abgeordneten des Bundestags hervor. Darin verweist die Bundesregierung auf mehrere Studien, in denen sich sehr detaillierte Zahlen finden.

Grundlegende Wechselwirkungen zwischen Arbeitslosigkeit und Gesundheit

Es ist eine Tatsache, dass gesundheitliche Einschränkungen das Risiko für eine Langzeitarbeitslosigkeit erhöhen. Der Grund dafür ist, dass gesundheitlich angeschlagene Menschen nicht in jede angesichts ihrer Ausbildungen möglichen Tätigkeiten vermittelt werden können. Zudem haben Menschen mit gesundheitlichen Problemen oftmals keine hochwertigen Berufsabschlüsse, sondern müssen in Berufen arbeiten, die mit einem erhöhten gesundheitlichen Risiko verbunden sind. Die Bundesregierung benennt in ihrer Antwort beispielsweise Bluthochdruck, koronare Herzkrankheiten und Depressionen. Das heißt, gesundheitliche Einschränkungen können sowohl Ursache als auch Folge von Langzeitarbeitslosigkeit sein. Dabei zeigen sich die Folgen gesundheitlicher Einschränkungen für die Chancen auf dem Arbeitsmarkt und umgekehrt bei Männern häufiger als bei Frauen. Arbeitslose Männer gehen deutlich häufiger zum Arzt als Männer mit Job. Die Differenz liegt bei etwa vier Prozent und beträgt bei Frauen nur knapp zwei Prozent.

Langzeitarbeitslosigkeit fördert psychische Erkrankungen

Bei diesem Punkt verweist die Bundesregierung auf eine Publikation im Ärzteblatt. Das durchschnittliche Risiko der Allgemeinbevölkerung liegt unterschiedlichen Quellen zufolge zwischen 6,6 und 16 Prozent. In allen Studien verdoppelt sich dieses Risiko bei Arbeitslosigkeit, wobei der Anstieg kongruent zur Dauer der Arbeitslosigkeit erfolgt. Auch die Tendenz zur Alkoholabhängigkeit steigt beim Jobverlust und langer Jobsuche signifikant an. In einer Erhebung der Gmünder Ersatzkasse wurden sogar Zusammenhänge zwischen der Langzeitarbeitslosigkeit und dem Sterblichkeitsrisiko gefunden. Schon nach 2 Jahren ohne Job liegt das Sterblichkeitsrisiko beim 3,4-Fachen im Vergleich zu Menschen ohne Arbeitslosigkeitserfahrungen. In einer Studie wurden bei 31 Prozent der längerfristig arbeitslosen Männer Anzeichen für eine Major Depression gefunden. Bei Frauen lag dieser Anteil bei 20 Prozent. Einen weiteren Schwerpunkt stellen Angststörungen dar. Anzeichen dafür weisen nach verschiedenen Studien bis zu 47 Prozent der Langzeitarbeitslosen auf.

Arbeitslosigkeit und Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen

Wer arbeitslos ist, hat normalerweise mehr Zeit, um die empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Doch nach den von der Bundesregierung vorgelegten Zahlen ist die Teilnahme der Erwerbstätigen an den Vorsorgeuntersuchungen höher als bei Arbeitslosen. 29 Prozent der durchgängig erwerbstätigen Frauen und 25 Prozent der Männer nutzen die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung beim Zahnarzt. Bei Arbeitslosigkeit sinkt dieser Anteil auf 25 Prozent bei den Frauen und 20 Prozent bei den Männern. Ähnliche Zusammenhänge finden sich auch bei der Krebsvorsorge sowie der Nutzung der von den Krankenkassen übernommenen Checks der allgemeinen Gesundheit.

Langzeitarbeitslosigkeit und schwere Verläufe von COVID-19

Nach einer Auswertung von Daten, die von der AOK Rheinland/Hamburg zur Verfügung gestellt wurden, scheinen Langzeitarbeitslose deutlich häufiger als Erwerbstätige von schweren Verläufen der COVID-19-Erkrankung betroffen zu sein. Danach haben Langzeitarbeitslose ein doppelt so hohes Risiko, nach einer Infektion mit dem Coronavirus im Krankenhaus behandelt werden zu müssen. Noch lassen die Zahlen keinen eindeutigen Rückschluss auf die Ursachen zu. Die Bundesregierung verweist in ihrer Antwort jedoch auf gesundheitliche Probleme als einen der Hauptgründe für eine Langzeitarbeitslosigkeit. Dazu gehören mehrheitlich chronische Erkrankungen, die einen allgemeinen Risikofaktor für einen schweren Verlauf von COVID-19 darstellen. Eine weitere Ursache könnte der psychosoziale Stress sein, der bei Arbeitslosigkeit allein schon durch die wirtschaftlichen Sorgen erhöht ist. Er schwächt das Immunsystem und steigert die allgemeine Anfälligkeit für Infekte aller Art.

Quelle: Deutscher Bundestag Drucksache 19/29324

About Author