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Klimawandel: Deutliche Alarmsignale aus der Arktis

Antarctic iceberg

Schreitet der Klimawandel schneller voran, als von vielen Menschen angenommen wird? – Die neuesten Messdaten aus der Arktis sind erschreckend.

Die Menge des arktischen Eises wurde 2020 drastisch reduziert. Beim Vergleich mit den Verlusten in der Vergangenheit landet das aktuelle Jahr auf einer Ebene mit den Rekorddaten von 2012. Der Eisverlust ist eine Folge des Klimawandels und zählt sich gleichzeitig zu den sogenannten Klima-Kippfaktoren, deren Aktivierung dramatische Folgen hat. Bei einer weiterhin derart immensen Verringerung der Ausdehnung der Eisflächen bekommt der Klimawandel einen zusätzlichen Katalysator, der die Aufwärmung der Erde begünstigt. Von Eis bedeckte Flächen reflektieren die wärmenden Sonnenstrahlen, während alle dunkleren Flächen die Wärmestrahlung absorbieren. Die gleichen Änderungen zeigen sich bei Gebirgen mit erheblichen Gletscherverlusten.

Wie schnell verliert die Erde ihre schützenden Eisflächen?

Genaue Messwerte dazu liefert das der University of Colorado angeschlossene National Snow & Ice Data Center (NSIDC). Wie genau ihre Hochrechnungen und Prognosen sind, haben die dortigen Wissenschaftler schon mehrfach unter Beweis gestellt. Sie warnten beispielsweise in einer Publikation aus dem Jahr 2017 vor dem Verschwinden der Eiskappen an der kanadischen St. Patrick Bay in einem Zeitraum von maximal fünf Jahren. Im Juli 2020 bestätigten Satellitenaufnahmen der NASA diese Prognose. Auf diesen Bildern gibt es überhaupt keine Hinweise darauf, dass dort einmal Eiskappen existiert haben. Genau deshalb sollten Wissenschaftler, Politiker und jeder Verbraucher auch die aktuelle Warnung der NSIDC-Wissenschaftler ernst nehmen. Ihren Einschätzungen zufolge könnte bei einem weiteren Voranschreiten des Klimawandels die kompletten arktischen Gewässer zumindest in den Sommermonaten bereits in zwei Jahrzehnten vollständig eisfrei sein. Das zeigen Klimamodelle auf der Basis der Entwicklung der Eisflächen seit dem Beginn der intensiven Beobachtung im Jahr 1979.

Wie ist die aktuelle Lage bei den Meereisflächen der Arktis?

Am 1. September 2020 wurde die zweitgeringste Ausdehnung der Meereisflächen gemessen. Die Experten des NSIDC benennen offiziell für dieses Datum eine Fläche von rund 4,26 Millionen Quadratkilometern. Den Rekord hält aktuell der September 2012. Bei den Durchschnittswerten des Monats August landet das laufende Jahr auf dem dritten Rang bezogen auf die Daten, die seit 1979 erhoben wurden. Beim schnellen Abtauen der Eisflächen in der Chukchi-See und der Beaufort-See in der zweiten Augusthälfte gehen die Wissenschaftler davon aus, dass sich dort auch die Folgen eines heftigen Sturms zeigen. Er hatte erhebliche Teile der dortigen Eisflächen aufgebrochen. Kleine Eisschollen schmelzen schneller als große Eisplatten. Insgesamt verloren die arktischen Gewässer im August 2020 binnen zwei Wochen rund 1,1 Millionen Quadratkilometer Eisfläche. Das liegt signifikant über dem durchschnittlichen Jahresverlust seit 1981, den das NASIDC mit 800.000 Quadratkilometern angibt. Der Grund dafür sind überdurchschnittlich hohe Lufttemperaturen in der zweiten Augusthälfte 2020.

Arktische Gewässer leiden unter einer Altantifizierung

Den Begriff Atlantifizierung prägten Wissenschaftler der University of Alaska. Unter das kalte Oberflächenwasser der arktischen Gewässer schiebt sich eine Schicht des erheblich wärmeren Atlantikwassers. Normalerweise beginnt diese wärmere Schicht in einer Tiefe von etwa 150 Metern. Eine starke Durchmischung gibt es üblicherweise wegen der unterschiedlichen Dichte der beiden Wasserschichten nur in einem geringen Umfang. Neue Messungen aus der Barentsee lieferten ebenfalls sehr bedenkliche Daten. Danach hat sich der Übergang zwischen dem kalten Oberflächenwasser und dem warmen Atlantikwasser in eine Tiefe von 70 bis 80 Metern verschoben.

Quelle: National Snow & Ice Data Center (NSIDC)

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