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Hochwasserkatastrophe: Klimaschutz rückt in den Fokus

Weltkugel mit Baum

Bei ihrem Besuch zur Besichtigung der Folgen der Hochwasserkatastrophe betonte Angela Merkel die Notwendigkeit, die Maßnahmen zum Klimaschutz zu beschleunigen. Dieses Thema war durch die Corona-Pandemie in der Politik etwas in den Hintergrund geraten.

Ist die Hochwasserkatastrophe dem Klimawandel geschuldet oder handelt es sich um ein extremes Wetterereignis, das auch ohne den Klimawandel jederzeit auftreten kann? Führende Meteorologen sind sich einig, dass es sich um einen Mix aus beiden Faktoren handelt. Zu solchen Ereignissen kam es auch in der Vergangenheit. Allerdings verstärkt sich in jüngster Zeit die Intensität und damit das Schadensbild. Manche Daten scheinen auch eine steigende Häufigkeit zu bestätigen. Dazu gehört die Tatsache, dass die Tornadoliste des Meteorologen Thomas Sävert allein für die Zeit vom 1. bis 15. Juli 2021 ganze drei Dutzend Verdachtsfälle auflistet. Diese Daten sind das Resultat einer intensiveren Beobachtung dieses Wetterphänomens durch zahlreiche Hobbymeteorologen beispielsweise von Skywarn und Stormchasers Europe.

Was hat der Jetstream mit den Ursachen der Hochwasserkatastrophen zu tun?

Die Emission von Treibhausgasen wirkt sich auch auf den Jetstream aus. Dabei handelt es sich um starke Windströmungen am Übergang der Troposphäre zur Stratosphäre. Sie gehören zu den Faktoren, die an der Luftdruckverteilung und den Windströmungen in Bodennähe beteiligt sind. Im Sommerjahr wirken sich die sogenannten Rossby-Wellen entlang der polaren Kaltluftzone besonders stark aus. Diese Wellen haben einen entscheidenden Einfluss darauf, wie schnell oder langsam sich die Hoch- und Tiefdruckgebiete bewegen. So wurden beispielsweise signifikante Zusammenhänge der Jetstream-Aktivität und den Rossby-Wellen mit den Dürresommern 2018 und 2019 in Europa festgestellt. Damals verharrten Wettersysteme genau wie bei der aktuellen Flutkatastrophe längere Zeit am gleichen Ort. Die am Jetstream messbaren Veränderungen sind Folgen des globalen Klimawandels, die der Erhöhung der Durchschnittstemperaturen an den Polen geschuldet sind.

Wie trägt der Mensch zu Entstehung von Hochwasser bei?

Eine wichtige Ursache der Hochwasserkatastrophen spielt die voranschreitende Versiegelung des Bodens. Nach offiziellen Angaben des Umweltbundesamts lag der Anteil der versiegelten Flächen in Deutschland im Jahr 1992 noch bei 5,3 Prozent der gesamten Bundesrepublik Deutschland. Bis zum Jahr 2018 stieg dieser Anteil auf 6,5 Prozent. Das heißt, es kamen pro Jahr durchschnittlich 178 Quadratkilometer versiegelte Fläche hinzu. Die Tendenz ist stark steigend. Ursache dafür sind die seit einigen Jahren verstärkten Aktivitäten im Wohnungsbau. Auf versiegelten und bebauten Flächen kann das Regenwasser nicht versickern. Die Kanalisation ist auf derart enorme Regenmengen wie in der Kalenderwoche 28/2021 nicht ausgelegt. Zusätzlich macht sich die Tatsache bemerkbar, dass durch die Bebauung vielen Flüssen die natürlichen Überflutungsgebiete genommen werden. Flussbegradigungen für die Schifffahrt bewirken höhere Fließgeschwindigkeiten und in der Folge kürzere Vorwarnzeiten für anrollende Flutwellen. Genau diese Vorwarnzeiten sind beim Umgang mit den Folgen der jüngsten Hochwasserkatastrophe in Deutschland einer der wichtigsten Kritikpunkte.

Talsperren sind Fluch und Segen zugleich

Die Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 zeigte, dass Talsperren einerseits eine gute Maßnahme zur Regulierung des Wasserstands in den Flüssen sind, andererseits aber auch erhebliche Gefahren bergen. Ein Beispiel ist die Steinbachtalsperre in Euskirchen. Durch den extremen Starkregen bildeten sich gefährliche Rinnen auf der steilen Trockenseite des Staudamms. Sie besteht überwiegend aus steinhaltigem Lehm und dient zur Stabilisierung des Stahlkerns der Staumauer. Die Kapazitäten des Hochwasserauslasses reichten nicht aus, um die in den Stausee einlaufenden Wassermassen kontrolliert abzuleiten. In der Folge drohte für mehrere Tage ein Dammbruch. Er konnte in letzter Minute durch die Unterstützung des Technischen Hilfswerks abgewendet werden. Bei einem Bruch des Staudamms hätten sich mehr als eine Million Kubikmeter Wasser in die unterhalb des Staudamms der Steinbachtalsperre gelegenen Orte entleeren können.

Quelle: Bundesumweltamt, World News, Wasserversorgungsverband Euskirchen, Tornadoliste

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