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Hat sich die EZB mit ihrer Zinspolitik verspekuliert?

In Deutschland gab es bereits einige Klagen gegen die umstrittenen Anleihekäufe der EZB, die inzwischen vom Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe abgewiesen worden sind. Doch die Warnungen vor den Folgen der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank werden immer lauter. Die neuesten Kritiken kommen sehr deutlich im Monatsbericht der Bundesbank zutage. Die Bundesbanker warnen einerseits vor Konsequenzen, die durch eine anziehende Inflation entstehen könnten, und zeigen andererseits auf die Schwierigkeiten bei der späteren Zinsnormalisierung, mit denen sich die amerikanische Zentralbank Fed schon seit einiger Zeit konfrontiert sieht.

Null-Inflation wird in Deutschland nicht anhalten

Für das Jahr 2016 prognostizieren die Analysten der Bundesbank lediglich eine Inflationsrate von 0,2 Prozent. Für 2017 sehen die Prognosen mit 1,5 Prozent Inflation schon ganz anders aus. Im Jahr 2018 könnte sich die Inflationsrate mit 1,8 Prozent sogar dem von der Europäischen Union angepeilten Wert von zwei Prozent nähern. Trifft eine hohe Inflationsrate mit den niedrigen Zinsen zusammen, könnte es auf den europäischen Finanzmärkten einen Crash geben. Der Grund dafür ist, dass sich die Verbraucher, die Unternehmen und auch die Institutionen an die niedrigen Kosten der Geldbeschaffung gewöhnt haben und gegen eine Zinserhöhung revoltieren werden. Hinzu kommt, dass schon jetzt bei der Inanspruchnahme von Krediten eine erhöhte Risikoneigung zu beobachten ist. Auch wenn in einigen EU-Staaten noch erhebliche Anstrengungen notwendig sind, um die Wirtschaft und damit die Finanzen der Länder zu stabilisieren, gibt es einige andere EU-Länder, in denen höhere Zinsen angebracht wären. Dabei benennen die Analysten derzeit explizit Deutschland.

USA dienen als mahnendes Beispiel

Dass der Finanzmarkt selbst einen kräftigen Einfluss auf die Zinspolitik der Zentralbanken hat, zeigt sich schon seit einiger Zeit in den USA. Auch die dortige Bundesbank Fed hatte die Leitzinsen zur Ankurbelung der Wirtschaft kräftig gesenkt. Nun kämpft die Fed vergeblich darum, die Leizinsen wieder auf ein normales Niveau zu bringen. Kaum gibt es minimale Anhebungen, reagiert der Finanzmarkt mit einem Crash. Das hat die Zinsanhebung im Dezember 2015 sehr anschaulich bewiesen. Analysten wie Bernds Ondruch, der auf das Management von Hedge-Fonds spezialisiert ist, bestätigen genau dieses Risiko. Zinsanhebungen funktionieren nur dann, wenn die Finanzmärkte schon vorher darauf reagiert haben.
Quelle: FAZ, n-tv

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