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Glyphosat von Krebsverdacht freigesprochen

Das Pestizid Glyphosat gehört zu den am meisten verkauften seiner Art. Dennoch gilt es als heftig umstritten. Insbesondere Umweltverbände wehren sich gegen den Unkrautvernichter heftig, weil sie das Mittel für krebserregend halten. Doch jetzt gibt es ein neues Gutachten, welches Glyphosat als nicht krebserregend einstuft.

Wie gefährlich ist Glyphosat wirklich?

Glyphosat steht im Verdacht, Krebs zu erregen, wobei die Risiken unter Experten als umstritten gelten. In dem neuen Gutachten, das von Experten der europäischen Chemikalienagentur Echa in Helsinki erstellt wurde, heißt es jedoch, dass die aktuell verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht ausreichen, um den Unkrautvernichter als krebserregend einzustufen.

Noch im vergangenen Sommer sorgte die Entscheidung der EU-Kommission, Glyphosat bis Ende diesen Jahres zuzulassen, für Aufsehen. Denn die EU-Länder konnten sich schon damals nicht auf ein Verbot oder eine Verlängerung der Zulassung einigen. Mit dem aktuellen Gutachten könnte sich das Blatt wenden. Dabei wird Glyphosat aber auch weiterhin als Mittel eingeschätzt, welches die Augen ernsthaft schädigen kann und giftig für Organismen im Wasser ist.

Das Gutachten von Echa muss jetzt noch redaktionell kontrolliert werden, anschließend geht es an die EU-Kommission, welche auf dessen Grundlage noch einmal neu über die Zulassung von Glyphosat entscheiden muss. Die EU-Kommission erklärte bereits, dass das aktuelle Gutachten zur Kenntnis genommen worden sei. Wenn die endgültigen Ergebnisse vorliegen, wolle man auch wieder die Gespräche mit den EU-Mitgliedern aufnehmen.

Wie ein Sprecher der Kommission bestätigte, erwarte man das endgültige Gutachten noch vor der Sommerpause. Ob eine Entscheidung allerdings ebenfalls noch vor der Sommerpause fällt, ist fraglich. Fakt ist: Die Entscheidung muss bis Jahresende stehen, denn nur bis zu diesem Zeitpunkt hat man die Glyphosat-Zulassung vorläufig verlängert.

WHO stuft Glyphosat in der Gefährlichkeit herunter

Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO, die noch 2015 Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft hatte, spricht seit letztem Jahr von einem „unbedenklichen“ Pflanzenschutzmittel.

Anders sieht es der BUND. Die Umweltorganisation fordert, dass die Zulassung von Glyphosat zum Jahresende auslaufen soll. Eine weitere Verlängerung dieser Zulassung bezeichnete der BUND als „fahrlässig“. So begründet Pestizidexpertin Heike Moldenhauer, dass das Pflanzenschutzmittel nicht nur gesundheitsgefährdend sei, sondern auch maßgeblich am Artensterben in der Agrarlandschaft beteiligt sei.

Bis Ende Juni will eine europäische Bürgerinitiative, an der sich Umweltorganisationen aus 13 Ländern beteiligen, eine Million Stimmen gegen Glyphosat sammeln und damit ein Verbot in der gesamten EU durchsetzen. Die EU-Kommission kann ein solches Gesuch nur dann befürworten, wenn mehr als eine Million Stimmen aus mindestens sieben EU-Ländern vorliegen. Allerdings kann die Kommission es aber genauso gut ablehnen.

Froh über die Herabstufung der Gefährlichkeit von Glyphosat zeigte sich natürlich der Industrieverband Agrar. Der kommissarische Hauptgeschäftsführer Dietrich Pradt stellte fest, dass Echa das bestätigt habe, was die Zulassungsbehörden seit Jahren sagen: Glyphosat ist nicht krebserregend.

Dennoch bedeutet das Gutachten nicht automatisch, dass Glyphosat künftig wieder vermehrt eingesetzt wird. Bereits im letzten Juli haben die EU-Mitglieder den Einsatz von Glyphosat in öffentlichen Gärten und Parks deutlich eingeschränkt. Einige giftige Zusatzstoffe wurden verboten. Selbst wenn das Mittel weiter zugelassen wird, können die Länder die Verwendung im eigenen Staat untersagen.

Quelle: dpa

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