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Gibt es bald kürzere Wartezeiten auf Facharzttermine?

Gesetzlich Krankenversicherte bekommen nur dann einen Facharzttermin, wenn sie entsprechend lange Wartezeiten in Kauf nehmen – so ist die allgemeingültige Meinung. Da besteht klar Handlungsbedarf, den auch die Bundesregierung sieht. Im Koalitionsvertrag ist das Thema Termingarantie für Kassenpatienten daher festgeschrieben und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe will sich noch in diesem Jahr mit dem Thema beschäftigen, stößt dabei aber auf wenig Gegenliebe bei der Kassenärztlichen Vereinigung.

Deutschlands oberster Kassenarzt Andreas Gassen hält die Diskussion rund um die Wartezeiten bei Ärzten für unnötig. Es handele sich um ein „Jammern auf hohem Niveau“. Gassen, neuer Chef bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), beruft sich dabei auf eine Studie, die im Auftrag der Organisation durchgeführt wurde. 72 Prozent der Befragten sollen demnach binnen drei Tagen einen Termin beim Arzt bekommen haben. So schnell gehe es bei vielen anderen „Dienstleistungen“ nicht.

Wartezeiten beim Facharzt sind teils extrem

Dagegen halten Gassens Kritiker, dass es nicht um den Termin beim Haus-, sondern beim Facharzt gehe. Grundsätzlich fallen laut Matthias Jung, dem Autor der Studie, die von der Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt wurde, beim Allgemeinarzt deutlich weniger Termine an.

Beim Facharzt müssen Patienten aber oft drei Wochen und länger warten. Das gab zumindest fast jeder vierte Befragte (24 Prozent) an. Bei der Psychotherapie sind Wartezeiten von sogar bis zu drei Monaten keine Seltenheit. Gassen spielt auch diese Erkenntnis der Studie herunter und wehrt sich gegen Kritik an den langen Wartezeiten.

Ein weiteres Ergebnis der aktuellen Umfrage: Kassenpatienten müssen deutlich länger auf Facharzttermine warten als privat Versicherte. Dementsprechend sind 65 Prozent der gesetzlich Versicherten für die Vorschläge der Bundesregierung.

Was plant die Bundesregierung zur Wartezeitverkürzung bei Facharztterminen?

Die Bundesregierung plant, eine Terminservicestelle einzurichten. An diese können sich Patienten wenden, wenn sie auf eigene Faust keinen zeitnahen Termin beim Facharzt ihrer Wahl erhalten. Die Kassenärztlichen Vereinigungen sollen die Servicestellen betreiben und damit sicherstellen, dass jeder Patient innerhalb eines Zeitraums von vier Wochen einen Termin beim Facharzt erhält.

Gassen sieht genau darin ein Problem. Mit der zentralen Terminvergabe müsste die freie Arztwahl abgeschafft werden, ist er sich sicher. Er sieht das Problem auch weniger bei den Ärzten, sondern vielmehr bei den Patienten, bezichtigt sie sogar einer „Flatrate-Mentalität“. Wer einen Termin bekommen habe, diesen aber verpasse, dem ist das im besten Fall peinlich. Allerdings kostet es ihn nichts und er lässt sich einfach einen anderen Termin geben. Dass damit für den Facharzt wertvolle Zeit verloren geht, wird nicht bedacht.

In der Vergangenheit hatte die KBV deshalb schon zu Strafzahlungen geraten, wenn Patienten Termine verpassen, ohne diese rechtzeitig vorher abzusagen. Zwar war davon jetzt nicht mehr die Rede, Gassen allerdings spricht sich für eine erneute Aufnahme der Diskussionen rund um die Praxisgebühr aus.

Schnellere Termine durch Diagnosen?

Unser Tipp für Patienten, die es besonders eilig haben: Schicken Sie dem Facharzt vorab per Post einen Befund über die gesicherten Diagnosen. Fragen Sie anschließend telefonisch nach. Vielfach vergeben Fachärzte die Termine auch nach Dringlichkeit, so dass Sie so die Chance auf einen schnelleren Termin haben.

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