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DHS-Jahrbuch Sucht: Wie ist die Situation in Deutschland?

Two Beers

Welche Bedeutung haben Suchterkrankungen in Deutschland? Das aktuelle Jahrbuch der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (kurz DHS e. V.) liefert detaillierte Zahlen.

Der Staat hätte zumindest an einigen Stellen die Chance, die Entwicklung von Suchterkrankungen in Deutschland einzudämmen. Das Mittel der ersten Wahl wäre die Anpassung der Verbrauchssteuern auf die frei verkäuflichen Produkte, von denen ein Suchtgefahr ausgeht. Suchtexperten fordern schon seit einiger Zeit deshalb beispielsweise eine drastische Erhöhung der Verbrauchssteuer auf alkoholische Getränke. Diese Forderung wurde von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen zuletzt im Zusammenhang mit der Bildung der neuen Bundesregierung nach der Wahl im Februar 2025 erneuert.

Wo liegen die aktuellen Schwerpunkte der Suchterkrankungen

Nach Angaben der AOK gibt es in Deutschland aktuell rund 7 Millionen Menschen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren, bei denen eine Suchterkrankung vorliegt. Mit rund 4,4 Millionen Betroffenen machen Tabakabhängige mehr als die Hälfte aller Fälle aus. Rund 2,9 Millionen Menschen aus dieser Altersgruppe weisen eine Medikamentenabhängigkeit auf. Bei 1,6 Millionen Suchterkrankten liegt eine Alkoholabhängigkeit vor. Hinzu kommen rund 1,3 Millionen Spielsüchtige. In diesem Bereich gibt es eine große Dunkelziffer. Doch noch höher ist sie beim Alkohol. Nach dem DHS-Jahrbuch Sucht 2025 ist der Alkoholkonsum bei rund 7,9 Millionen Menschen in Deutschland gesundheitlich bedenklich. Nach den Angaben der AOK ist das Glücksspielverhalten von rund 3,3 Millionen Menschen so derart riskant, dass hier ein Abgleiten in eine Spielsucht im engeren Sinne wahrscheinlich ist. Diese Daten decken sich mit den Einschätzungen im DHS-Jahrbuch Sucht 2025. Hinzu kommt eine immense Dunkelziffer bei der Abhängigkeit von Stoffen, die in Deutschland unter den Geltungsbereich des Betäubungsmittelgesetzes fallen.

Welche Faktoren tragen zur Entstehung von Suchterkrankungen bei?

Am deutlichsten werden die suchtbegünstigenden Faktoren am Beispiel Alkohol. Vor allem bei hochprozentigen Spirituosen hat sich der Pro-Kopf-Verbrauch im letzten Jahrzehnt kaum geändert. Pro Jahr und Kopf liegt er aktuell durchschnittlich bei 2,4 Litern Reinalkohol. Der Weinverbrauch zeigt genau wie der Bierverbrauch eine leicht sinkende Tendenz, während sich bei Alkopops und ähnlichen alkoholhaltigen Getränken der Verbrauch im gleichen Zeitraum mehr als verdoppelt hat. Hier spielen einerseits die ständige Verfügbarkeit und die gesellschaftliche Akzeptanz eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Abhängigkeiten. Hinzu kommen die recht stabilen Preise. Diese haben nicht im gleichen Maße wie vergleichsweise Obst- und Gemüsesäfte unter der Zeit mit hohen Inflationsraten gelitten.
Deshalb haben sich die Umsätze der Alkoholindustrie in Deutschland auch nur geringfügig geändert. Gleichzeitig fielen bei Bier und Schaumwein die Volumina beim Aufkommen an alkoholbezogenen Steuern. Besonders deutlich fiel zuletzt die Reduzierung der Einnahmen aus der Biersteuer aus. Im Jahr 2000 lagen die Einnahmen aus der Biersteuer noch bei rund 844 Millionen Euro und bewegten sich zuletzt deutlich unter 600 Millionen Euro. Zeitgleich stieg das Aufkommen bei der Verbrauchssteuer bei Zwischenerzeugnissen und Alkopops. Der Grund dafür ist die Einführung der Alkopopsteuer im Jahr 2005.

Wie könnte eine Lösung aussehen?

Eine Erhöhung der Verbrauchssteuer auf alkoholhaltige Getränke hätte mehrfache Vorteile. Sie würde die Produkte verteuern und so das Suchtrisiko durch (wirtschaftliche) Einschränkungen der Verfügbarkeit senken. Gleichzeitig käme das steigende Steueraufkommen den staatlichen Finanzen zugute und könnte für die Ausweitung von Präventions- und Behandlungsangeboten eingesetzt werden. Sinnvoll ist das allemal, denn der Preisindex für alkoholische Getränke ist in den letzten drei Jahrzehnten langsamer gestiegen als der Preisindex für die gesamte Lebenshaltung. Unter Zugrundelegung der Durchschnittspreise aus dem Jahr 2020 stieg der Index für alkoholische Getränke binnen drei Jahrzehnten lediglich um 40,9 Punkte. Zeitgleich weisen die allgemeinen Lebenshaltungskosten einen Anstieg um 48,3 Punkte auf. Zudem müssen Jugendliche stärker in den Fokus der Prävention gerückt werden. In Deutschland liegt das Durchschnittsalter für den ersten Vollrausch bei gerade einmal 16,2 Jahren.

Quelle: DHS, AOK

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