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Der „Fliegende Hamburger“: Ein Meilenstein in der Eisenbahngeschichte

Railway, Eisenbahnschienen

Warum hieß der Zug „Fliegender Hamburger“ und welche Rekorde hält er in der Geschichte der Eisenbahn? Wir sind diesen Fragen auf den Grund gegangen.

Am 19. Dezember 1932 absolvierte der „Fliegende Hamburger“ die erste und erfolgreiche Probefahrt auf der Strecke zwischen den Bahnhöfen Lehrte und Hamburg. Der Startbahnhof der ersten Probefahrt brachte dem Zug seine volkstümliche Bezeichnung bei. Später wurde die Zugbaureihe mit den Kennungen 877 a/b (Deutsche Reichsbahn) und VT 04.000 a/b (Deutsche Bahn) als Linienverbindung zwischen Berlin und Hamburg eingesetzt.

Wieso war der „Fliegende Hamburger“ eine Pionierleistung der Eisenbahn?

Der „Fliegende Hamburger“ war der erste Reisezug mit einer stromlinienförmigen Bauform, der in Deutschland als regulärer Reisezug zum Einsatz kam. Markantes Kennzeichen war das tiefgezogene Frontdach. Auch die nach vorn schmaler werdende Karosserie trug zum guten Abschneiden bei den Versuchsreihen im Windkanal bei. Zum Zeitpunkt des Starts des Linienbetriebs bot der Zug der Baureihe 877 a/b mit einer regulären Spitzengeschwindigkeit von bis zu 160 Kilometern pro Stunde die schnellste Zugverbindung der Welt. Bei den Testfahrten erreichten die Tatzlager-Fahrmotoren sogar Geschwindigkeiten von bis zu 175 Kilometern pro Stunde. Der Fahrzeitrekord auf der Strecke zwischen Lehrte und Hamburg wurde erst im Jahr 1997 von einem ICE um 6 Minuten unterboten. Damit gehört der „Fliegende Hamburger“ bis heute zu den bedeutendsten Meilensteinen bei der Entwicklung der Hochgeschwindigkeitszüge. Er war ein Vierteljahrhundert im Einsatz, denn die letzten Exemplare wurden erst im Jahr 1957 außer Betrieb genommen. Ein Exemplar können Besucher heute zumindest in Teilen noch im Verkehrsmuseum Nürnberg bewundern. Alle anderen Exemplare des ersten Hochgeschwindigkeitszugs in Deutschland wurden verschrottet.

Mit welcher Technik arbeitete der „Fliegende Hamburger“?

Die Reisezüge „Fliegender Hamburger“ bestanden aus jeweils zwei Waggons, die es zusammen auf eine Gesamtlänge von knapp 42 Metern brachten. Sie boten insgesamt 98 Sitzplätze plus vier weitere Plätze an der bordeigenen Bar. In jedem Waggon wurde ein 12-Zylinder-Dieselmotor aus dem Hause Maybach installiert. Sie wurden als Stromlieferanten für Fahrmotoren mit einer Leistung von jeweils 302 kW eingesetzt. Anfängliche Motorenprobleme konnten die Konstrukteure im Waggonbau Görlitz durch Veränderungen an den Drehgestellen lösen. Für die bei den hohen Geschwindigkeiten notwendige Bremsleistung war eine Kombination aus Magnetschienenbremsen und einer Druckluftbremse der heutigen Knorr-Bremse AG zuständig. Der „Fliegende Hamburger“ war von der Technik her später Vorbild für den „Henschel-Wegmann-Zug“. Er nutzte allerdings eine Dampfmaschine als Antrieb und erreichte eine ähnliche Höchstgeschwindigkeit durch die Nutzung von Treibrädern mit einem Durchmesser von 2,30 Metern.

Quelle: Verkehrsmuseum Nürnberg

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