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25 Jahre deutsche Einheit – aber nicht bei der Frauenerwerbsquote

Ost und West gibt es seit 25 Jahren nicht mehr – möchte man meinen. Doch obwohl die Mauer, die die beiden deutschen Staaten Jahrzehnte lang getrennt hat, nun schon seit einem Vierteljahrhundert verschwunden ist, ist noch längst nicht alles gleich in den alten und neuen Bundesländern.

Das zeigte sich jetzt erneut an einer Studie der Bertelsmann-Stiftung, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Darin wurde die Quote der Frauen in den alten und neuen Ländern verglichen, die einen sozialversicherungspflichtigen Job hatten. Die Kluft ist noch immer enorm.

Verglichen haben die Forscher die Zahlen der Jahre 2006 und 2012. In den alten Bundesländern stieg die Quote der erwerbstätigen Frauen von 45,8 auf 50,9 Prozent, so dass jede zweite Frau im „Westen“ mittlerweile berufstätig ist. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich die Zahl erwerbstätiger Frauen in den neuen Bundesländern von 50,9 auf 57,9 Prozent. Bundesweit ergibt sich eine Quote von 51,8 Prozent. Diese liegt damit immer noch deutlich hinter der Erwerbsquote der Männer von 59,2 Prozent.

Ostdeutsche Frauen wollen unabhängig sein und arbeiten

Auch Kirsten Witte von der Bertelsmann-Stiftung bestätigt das Bild. Sie unterstützt dabei die Aussagen der Berliner Forscherin Barbara Riedmüller. In denen heißt es, dass die Ost-Rollenbilder über eine lange Zeit so geprägt waren, dass beide Partner arbeiten gehen. Dieses Doppelverdiener-Modell ist in den alten Bundesländern dagegen bei weitem nicht so verbreitet. Der Mann ist meist der Hauptverdiener und mit der Geburt eines Kindes scheiden Frauen in der Regel aus dem Berufsleben aus.

Für ostdeutsche Frauen dagegen ist die eigene finanzielle Unabhängigkeit von Bedeutung. In der ehemaligen DDR gab es eine der höchsten Scheidungsraten der Welt. Zahlreiche Paare lebten auch ohne Trauschein zusammen. Dementsprechend waren eine gute Ausbildung, ein Job, mit dem Frau ihr eigenes Geld verdiente, und finanzielle Sicherheit sehr wichtig. Und das hat sich bis heute so erhalten.

Aus diesen Zahlen ergibt sich aber auch die Forderung nach mehr Förderung. Insbesondere in den alten Bundesländern sei die Politik daher gefordert, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter voranzutreiben. Zudem müssten die Männer in diesen Prozess verstärkt mit integriert werden, so Riedmüller.

Quelle: Generalanzeiger Bonn

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