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Ärztemangel in Deutschland trifft auf Folgen einer Überlastung

Nurse giving an injection

Die Coronakrise hat die vom Ärztemangel in Deutschland ausgehenden Konsequenzen noch einmal drastisch verschärft. Das belegen aktuelle Umfragen.

Vor einigen Tagen wurden die Resultate einer Befragung veröffentlicht, an denen auch die TU München und eine Ärztekammer beteiligt waren. Danach kommen zur Überlastung durch den zumindest regional sehr stark ausgeprägten Ärztemangel die Folgen der Zusatzbelastungen durch COVID-19. Dazu gehören bei ambulant tätigen Ärztinnen und Ärzten die Testungen, die Impfungen und die Behandlung. In der Berichterstattung zur Coronakrise ging das weitgehend unter, weil der Fokus auf die Entwicklung in den Krankenhäusern gelegt wurde.

Welche Resultate brachten Umfragen unter den Ärzten?

Immer wieder berichteten Patienten und Patientinnen von einem mangelnden Mitgefühl. Die Ursache offenbart sich in den Ergebnissen der Umfragen. Rund 60 Prozent der Teilnehmer/-innen der Umfrage gaben Erschöpfungssymptome und Schlafstörungen an. Hinzu kommt, dass der gleiche Anteil der Mediziner/-innen das Gefühl der eigenen Hilflosigkeit angab. Das heißt, ihnen fehlte letztendlich durch die Überlastung die Kraft, den Patienten und Patientinnen Mitgefühl zu zeigen. Ein weiteres Problem stellt der hohe Anteil der COVID-19-Patient/-innen dar. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass dadurch die Behandlungen anderweitig kranker Menschen nur eingeschränkt möglich war. 29 Prozent bezeichneten ihre normale Arbeit sogar als „stark eingeschränkt“.

Wie sieht die Bedarfsdeckung durch Fachärzte in Deutschland aus?

Zuerst einmal fallen deutliche regionale Unterschiede auf. Am schlechtesten schneiden dabei Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt ab. Die mit Abstand besten Werte bei der Ärztedichte gibt es in den Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen. Das heißt, hier wäre eine gezielte Umverteilung auf Bundesebene ein erster Lösungsansatz. Seit der Jahrtausendwende steigt in Deutschland die Anzahl der ausländischen Ärztinnen und Ärzte immer stärker an. Hier sollten Dienstleister, die sich mit der Ärztevermittlung beschäftigen, gezielt darauf achten, die Bewerber/-innen in Regionen mit besonders gravierendem Ärztemangel zu vermitteln.

Ein Ausblick auf die Zukunft: Wie entwickelt sich die Ärztestatistik?

Ein erschreckendes Bild zeichnet der Blick auf die Altersstrukturen in der Ärzteschaft. Zum Jahreswechsel 2020/2021 hatten rund 8 Prozent aller in Deutschland tätigen Ärztinnen und Ärzte das Rentenalter bereits erreicht. Würden sie sofort in Pension gehen, fielen in ganz Deutschland auf einen Schlag rund 34.000 Mediziner weg. Hinzu kommen nach den Angaben der Bundesärztekammer 12,6 Prozent Mediziner/-innen (rund 52.000), die das 60. Lebensjahr bereits vollendet haben. Lediglich rund 19 Prozent der Mediziner/-innen in Deutschland sind noch keine 35 Jahre alt. Das heißt, die Bundesrepublik hat eindeutig ein Nachwuchsproblem im medizinischen Bereich.

In welchen Bereichen arbeiten die Mediziner/-innen in Deutschland?

Von den rund 409100 Ärztinnen und Ärzten arbeitet mit 211900 Personen der größte Anteil im stationären Bereich. 161400 Mediziner/-innen sind im ambulanten Bereich tätig. Dort handelt es sich bei zwei Dritteln um niedergelassene Ärzte. Ein Drittel ergänzt das Praxispersonal im Angestelltenverhältnis. Rund 10500 Mediziner/-innen sind in Behörden und Körperschaften tätig. Dabei handelt es sich beispielsweise um Amtsärzte bei Arbeitsämtern und Gesundheitsämtern. 25300 Ärzte sind in anderen Bereichen tätig. Dazu gehören beispielsweise Gutachter/-innen, Mediziner/-innen bei Versicherungsgesellschaften und in den medizinischen Forschungseinrichtungen. Im Verlauf der Coronakrise verschob sich das Verhältnis vorübergehend, weil auch die Impfzentren mit Ärztinnen und Ärzten besetzt werden mussten. Obwohl sich dort viele bereits pensionierte Mediziner/-innen engagierten, verschärfte das den Ärztemangel sowohl im ambulanten als auch stationären Bereich.

Quelle: Bundesärztekammer, Ärzteblatt

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