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Coronavirus zeigt Lücken und Abhängigkeiten in den Gesundheitssystemen

Ampullen mit Blutproben

Binnen eines Tages meldete die WHO im Situation Report 40 vom 29. Februar 2020 weltweit mehr als 1700 neue Fälle von bestätigten Infektionen mit dem Coronavirus. Dabei werden Lücken in den Gesundheitssystemen deutlich.

Inzwischen müssen sich die Gesundheitssysteme in mehr als 50 Ländern der Welt mit dem Coronavirus auseinandersetzen. Kritisch ist die Tatsache, dass sich darunter zahlreiche Länder mit einer grundsätzlich schlechten medizinischen Versorgung finden. Beispiele dafür sind Sri Lanka, der Nepal, Iran und Irak, der Libanon und Pakistan sowie Afghanistan und Nigeria.

Gesundheitssysteme der Industrieländer stoßen ebenfalls an Grenzen

Das wird aus einem Tweet des Surgeon General oft he United States (Sanitätsinspekteur der amerikanischen Regierung) vom 29. Februar 2020 deutlich. Er forderte die Bevölkerung mit der Ansage „STOP BUYING MASKS!“ explizit dazu auf, keine Atemschutzmasken mehr zu kaufen. Der Vertreter der CDC gab als Begründung an, dass Hamsterkäufe die Versorgung der Ärzte und Sanitäter mit Atemschutzmasken gefährden. Daraus ergeben sich wiederum Gefahren für die gesamte Bevölkerung. Gleichzeitig machen sich die Chefs der amerikanischen Krankenhäuser Sorgen, ob sie bei einer schnellen Ausbreitung über genügend Beatmungsgeräte für schwere Fälle verfügen. Der Großteil ist für Patienten mit anderen Erkrankungen bereits in Benutzung. Als Reserve stehen mehr als 10.000 weitere Beatmungsgeräte in nationalen Notreserven zur Verfügung. Hinzu kommen mehrere Zehntausend Geräte, die im Ernstfall zur Unterstützung der Atemfunktion der vom Coronavirus betroffenen Patienten umfunktioniert werden können.

Deutschland steht beim Coronavirus vor ähnlichen und anderen Problemen

Die Aufrechterhaltung der Versorgung der Mediziner mit Atemschutzmasken ist auch in Deutschland eine der aktuellen Herausforderungen. Hier erweist es sich als problematisch, dass ein Großteil der Masken aus China kommen und die Lieferungen durch die dortigen Quarantänemaßnahmen und hohen Fallzahlen ausbleiben. Parallel wirkt sich der regional ohnehin gravierende Ärztemangel aus. In der zweiten Hälfte der letzten Februarwoche trafen Grippepatienten mit ersten durch das Coronavirus verunsicherten Patienten zusammen. Patienten mussten sich auf lange Wartezeiten einstellen. Diese Entwicklung dürfte sich in den nächsten Tagen verstärken.

Videosprechstunden wären im Zusammenhang mit dem Coronavirus praktisch

Außerdem wirkt sich ein weiteres Defizit negativ aus. Obwohl die Videosprechstunde bereits seit 2017 erlaubt und abrechnungsfähig ist, haben sie nur wenige Ärzte eingeführt. Nach Zahlen aus einer Umfrage der MLP SE bieten nur 4 Prozent der Klinikärzte und 2 Prozent der niedergelassenen Ärzte eine Videosprechstunde an. Dabei wäre die Videosprechstunde gerade jetzt nützlich. Sie ermöglicht eine Ersteinschätzung über eine Abfrage der Symptome. So könnten Patienten mit einem begründeten Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus von vornherein separiert und beispielsweise bei einem Hausbesuch untersucht werden. Das würde das Risiko der Übertragung in Warteräumen von Arztpraxen und in öffentlichen Verkehrsmitteln auf dem Weg zum Hausarzt oder in die Notaufnahmen von Krankenhäusern ausschalten.

Auf die Idee, ersatzweise im Zusammenhang mit dem Coronavirus temporär eine zentrale Videosprechstunde unter dem Dach des Bundesgesundheitsministeriums und des Robert-Koch-Instituts (RKI) einzurichten, scheint noch niemand gekommen zu sein. Unsere Redaktion hat sich deshalb mit einer entsprechenden Anregung an die Pressestelle des RKI gewendet. Eine Reaktion liegt derzeit noch nicht vor.

Quelle: WHO, NY Times, MLP

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