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Spahn ruft zum Nachdenken über Organspenden auf

In Deutschland benötigten im letzten Jahr mehr als 10.000 Menschen eine Organspende. Ihnen standen aber nur 797 Organspender gegenüber. Jetzt fordert Gesundheitsminister Jens Spahn die Deutschen dazu auf, sich mit dem Thema Organspende genauer auseinander zu setzen.

Der CDU-Politiker sprach davon, dass eine Auseinandersetzung mit der Organspende „für uns alle zur Selbstverständlichkeit werden“ müsse. Das sei man den Patienten schuldig, die jedes Jahr hoffnungsvoll auf ein neues Organ warten.

Organspender werden wie im Ausland?

2017 hatte die Zahl deutscher Organspender nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) mit nur noch 797 Spendern einen neuen Tiefpunkt erreicht. Seitdem dieser neue Negativrekord erreicht wurde, werden die Stimmen lauter, die Organspende in Deutschland ähnlich wie bei den europäischen Nachbarn zu regeln.

Diese arbeiten mit der Widerspruchslösung. Demnach wird jeder, der nicht ausdrücklich widerspricht, nach seinem Tod zum möglichen Organspender. Aus medizinischer Sicht und aus Sicht der kranken Patienten wäre eine solche Lösung der Idealfall, ist sich Frank Ulrich Montgomery, Ärztepräsident, sicher. Auch Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte der SPD sieht das ähnlich.

Allerdings gibt es auch Kritiker, wie Rolf Henke, Vorsitzender der Ärztegewerkschaft Marburger Bund. Er erklärte dazu, dass das Transplantationswesen vom Vertrauen lebe und sieht in der Widerspruchslösung keinen Garant für mehr Vertrauen. Stattdessen könne dieses zerstört werden. Henke fordert deshalb eine Verbesserung der Strukturen und mehr Überzeugungsarbeit bei den Menschen.

Vertrauen in Transplantationswesen zerstört

Problematisch betrachtet man das Transplantationswesen vor allem nach dem Organspendeskandal. Bei diesem hatten Ärzte die Werte ihrer Patienten manipuliert, um bessere Chancen auf ein Spenderorgan zu erhalten. Das sorgte für einen massiven Vertrauensverlust in das System. Zwar hat sich die Sicht mittlerweile wieder verbessert, wie aus aktuellen Umfragen hervorgeht. So haben 84 Prozent der Befragten eine positive Einstellung zur Organspende. Dieser Wert ist so hoch, wie noch nie zuvor. Das geht aus einer Untersuchung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hervor.

Dafür wurden zwischen 4.000 Menschen im Alter von 14 bis 75 Jahren befragt. Insgesamt 36 Prozent von ihnen haben bereits einen Organspendeausweis. 2012 waren es dagegen nur 22 Prozent. Die Krankenkassen sind verpflichtet, ihre Versicherten ab 16 Jahren im zweijährigen Rhythmus anzuschreiben und über das Thema Organspende zu informieren.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert dagegen einen Neustart des Systems, für das der Staat schließlich die Verantwortung übernehmen müsse. Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung, sprach davon, dass der Staat die Verantwortung für die Verteilung der Organe ebenso übernehmen müsse, wie für Organisation und Kontrolle. Begründet wird dies damit, dass die Kassen Millionen Euro für die Werbung ausgegeben haben und die Organspende in Umfragen immer besser bewertet würde, aber die Bereitschaft zur Organspende sinke. Daher seit jetzt Minister Spahn gefordert.

Quelle: dpa

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