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Welche Folgen hat der Mindestlohn in Deutschland?

In knapp drei Wochen fällt der Startschuss für den Mindestlohn in Deutschland. 8,50 Euro pro Stunde – das ist die dann gültige Lohnuntergrenze. Kritiker befürchten, dass der Mindestlohn die Arbeitslosigkeit in die Höhe treiben könnte. Experten gehen davon aus, dass vor allem Praktikanten unter dem Mindestlohn leiden werden.

Wie RP Online berichtet, liegt der Zeitung ein Fall vor, nachdem ein Krankenhaus am Niederrhein bereits allen Langzeitpraktikanten gekündigt hat – mit dem Hinweis auf den Mindestlohn. Den Praktikanten wurde auch keine alternative Beschäftigung angeboten, heißt es weiter.

Für Arbeitgeber gilt ab dem Januar 2015, dass auch für Langzeitpraktika, die über vier Monate andauern, ab dem ersten Tag der Mindestlohn gezahlt werden muss. Aktuell werden Praktikanten jedoch zu deutlich geringeren Konditionen beschäftigt. In dem von RP Online geschilderten Fall sollen die Praktikanten gerade einmal ein monatliches Taschengeld in Höhe von 200 Euro erhalten haben. Die Betroffenen dagegen berichten, dass es ihnen weniger um das Geld gehe, sondern um die Möglichkeit, ein Praktikum absolvieren zu können.

Gibt es wegen des Mindestlohns keine Praktikanten mehr?

Eine Stichprobe des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hat im letzten Jahr ergeben, dass 568.000 Praktikanten in deutschen Betrieben beschäftigt werden. Oft dienen die Praktika als Übergangsjobs, bis die reguläre Ausbildung oder das Studium beginnt, für andere sind Praktika eine Möglichkeit, den richtigen Beruf für sich selbst herauszufinden.

Der Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der Union, Carsten Linnemann, gleichzeitig auch CDU-Bundestagsabgeordneter, erklärte, dass sich immer deutlicher ein Rückgang der Praktikumsplätze abzeichne. Gerade bei größeren Mittelständlern seien Praktika nur dann interessant, wenn sie über mehrere Monate hinweg andauern würden. Im Endeffekt würden vor allem die Praktikanten Schaden nehmen.

Weitere Kündigungen aufgrund des Mindestlohns

Doch nicht nur bei den Praktikumsplätzen zeigt sich durch den Mindestlohn ein Rückgang. Viele Reinigungsbetriebe kündigen ihren Mitarbeitern aktuell, weil sie den Mindestlohn nicht bezahlen können oder wollen. Die Vermittler von Pflegediensten berechnen höhere Tagessätze, wenn die alten Menschen betreut werden sollen.

Vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) hagelt es sogar Vorwürfe gegen die Arbeitgeber, weil diese den Mindestlohn umgehen wollen. So muss Beschäftigten in den ersten sechs Monaten der Tätigkeit nicht der Mindestlohn gezahlt werden. DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell erklärte die Vorgehensweise wie folgt: Unternehmen stellen Langzeitarbeitslose für sechs Monate ein. Sie müssen in dieser Zeit keinen Mindestlohn zahlen. Nach sechs Monaten ersetzen sie die Beschäftigten durch andere Arbeitslose. Dadurch würde der Mindestlohn umgangen.

Körzell erklärte weiterhin, dass man die Unternehmen bei der Finanzkontrolle Schwarzarbeit melden wolle. Nur so würde ihnen langfristig das Handwerk gelegt werden können.

Keine Bedrohung für den Arbeitsmarkt durch Mindestlohn?

Im Gegensatz dazu sieht Frank-Jürgen Weise, der Chef der Bundesagentur für Arbeit, den Arbeitsmarkt durch den Mindestlohn nicht gefährdet. Der Mindestlohn sei seiner Meinung nach kein „Jobkiller“. Vielmehr könnten bestimmte Stellen durch den Mindestlohn attraktiver werden und schneller besetzt werden können. Außerdem müssten weniger Menschen in Arbeit ihr Einkommen mit Hartz IV aufstocken.

Quelle: RP Online

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