Alltagsmagazin.de

News und Tipps aus allen Lebensbereichen

Wie tickt die deutsche Jugend?

Dieser Frage ist die aktuelle Shell Jugendstudie 2015 auf den Grund gegangen. Befragt wurden 12- bis 25-Jährige und die Ergebnisse, die ein Forscherteam gestern mit Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig vorstellte, sind teils überraschend. So blickt der größte Teil der befragten jungen Menschen positiv in die eigene Zukunft, und das trotz globaler Krisen, der zunehmenden Angst vor Terror und dem schwindenden Zusammenhalt in Europa. Insgesamt 2.500 junge Menschen wurden für die Studie befragt, 61 Prozent von ihnen freuen sich auf die Zukunft. 2006 waren es nur 50 Prozent. Erstmals seit den 1990er Jahren würde die Mehrheit (52 Prozent) die gesellschaftliche Zukunft positiv beurteilen, 2006 waren es dagegen nur 44 Prozent.

Unterschiede bei der positiven Zukunftsbetrachtung fallen bei Ober- und Unterschicht auf. Die 13 Prozent der Befragten, die am besten gebildet und finanziell gut versorgt waren, zeigten deutlichere Zuwächse beim Optimismus. 2010 waren 68 Prozent von ihnen positiv gestimmt, jetzt waren es drei Viertel. Bei den sozial schwächsten Jugendlichen, die einen Anteil von elf Prozent an den Befragten ausmachten, glaubt nur ein Drittel an eine positive persönliche Zukunft. Insgesamt 15 Prozent sehen dagegen in eine schlechte Zukunft, was vor allem daran liegt, so die Befragten, dass ein hoher Schulabschluss immer stärker von der sozialen Herkunft abhängt. Schwesig reagierte darauf sofort und meinte, man müsse diese Ängste ernst nehmen. Jeder junge Mensch, der Hilfe brauche und wolle, solle diese auch bekommen. Schwesig verweist dabei auch auf ein Programm, mit dem in 180 Kommunen Hilfsprojekte gefördert werden. Die erscheinen aber in Anbetracht der allgemeinen Probleme eher wie ein Tropfen auf den heißen Stein.

Jugendstudie 2015: Kinder zum persönlichen Glück nicht nötig

Erschreckend, vor allem in Anbetracht des demographischen Wandels und des seit Jahren anhaltenden Geburtenknicks, ist auch die Aussage, dass Kinder zum persönlichen Glück nicht nötig seien. Während 90 Prozent der Befragten angaben, Wert auf ein gutes Familienleben zu legen und die eigene Familie als sicheren Hafen anzusehen, ging die Zahl derer, die eigene Kinder wollen deutlich zurück. So sprachen sich nur noch 64 Prozent für eigene Kinder aus, 2010 waren es noch 69 Prozent. 40 Prozent stimmten der Aussage zu, man könne auch ohne Kinder glücklich leben, vor fünf Jahren stimmte der Aussage nur jeder Dritte zu. Vor allem bei den Jungs ging der Kinderwunsch deutlich zurück.

Die Wissenschaftler erklären diese Aussagen mit Ängsten vor dem späteren Berufsleben. Die Gruppe um Studienleiter Mathias Albert von der Uni in Bielefeld erklärt, dass vieles darauf hindeutet, dass die Sorge um Vereinbarkeit von Familie und Beruf sich auch unmittelbar auf den eigenen Kinderwunsch auswirke.

Jeder zweite Befragte glaubt, es sei schwierig, Familie und Beruf zu vereinen und es werde neben dem Beruf zu wenig freie Zeit bleiben. Die höchste Priorität legten die Jugendlichen im Jobbereich auf Sicherheit im Job, das gaben 95 Prozent der Befragten an. Nur 55 Prozent gaben an, sie müssten das Gefühl haben, etwas zu leisten, um mit dem Beruf zufrieden zu sein.

Jugendstudie 2015: Mehr Interesse an Politik

Aus der Jugendstudie 2015 geht ebenfalls hervor, dass das politische Interesse der Jugend deutlich angestiegen ist. 41 Prozent der Jugendlichen würden sich selbst als politisch interessiert bezeichnen, das Rekordtief von 30 Prozent wurde 2002 erreicht. Die Jugendlichen schenken jedoch den etablierten Parteien kaum Vertrauen, vielmehr interessieren sie sich für Menschenrechts- und Umweltgruppen. Ebenso verlieren die Kirchen an Rückhalt.

48 Prozent der Jugendlichen gaben vor den aktuellen gesellschaftlichen Hintergründen an, Angst vor zunehmender Fremdenfeindlichkeit zu haben. Nur 37 Prozent wollen die Zuwanderung in Deutschland verringern. 2006 waren das noch 58 Prozent. Allerdings muss dabei beachtet werden, dass die Befragung Anfang des Jahres stattfand, als die Ausmaße der aktuellen Flüchtlingskrise noch nicht absehbar waren.

Jugend ist online

Ebenfalls ergab die Studie, dass die heute 12- bis 25-Jährigen mit dem Internet bereits aufgewachsen sind. So verwundert es nicht, dass 99 Prozent von ihnen online sind, 2002 waren es noch 66 Prozent. Aus der oberen Schicht kann fast die Hälfte der Jugendlichen auf drei oder noch mehr Geräte zurückgreifen. Bei der unteren Schicht sind es dagegen nur 17 Prozent. Der Aussage, dass es den Internetkonzernen, wie Google oder Facebook, beim Umgang mit Nutzerdaten ums Geldverdienen gehe, stimmten zudem 84 Prozent der Jugendlichen zu. 72 Prozent gaben sogar an, dass die Konzerne mit den Angeboten das „Internet beherrschen wollen“. Nur ein Drittel der Jugendlichen gab an, dass man so viel Zeit im Internet verbringe, dass zu wenig Zeit für andere Dinge bleibe. Insgesamt verbringen die Jugendlichen heute aber rund 18 Stunden wöchentlich im Internet. 2002 waren es dagegen nur sieben Stunden.

Quelle: RP-Online

About Author