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Warum Jungen schlechter lesen

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In vielen Bildungsstudien kommt man zum Ergebnis, dass Jungen schlechter als Mädchen lesen. Jetzt haben Hamburger Wissenschaftler untersucht, woran dies liegen könnte.

Das klassische Klischee lautet: „Lesen ist Mädchensache“. Doch in jedem Klischee steckt auch ein Funken Wahrheit. Tatsächlich schneiden Mädchen in vielen Bildungsstudien besser ab, als ihre männlichen Klassenkameraden, wenn es ums Lesen geht. Die Lese-Leistungen der Mädchen lagen in der letzten Pisa-Studie, die im Dezember erschienen ist, sogar 26 Punkte über denen der Jungen. Das entspricht einem Vorsprung von mehr als einem halben Schuljahr. Der Abstand hat sich im Vergleich zur vorhergehenden Studie von 2015 damit noch einmal vergrößert.

Wissenschaftler untersuchen Leseverhalten

Wissenschaftler der Universität Hamburg wollten nun wissen, warum die Unterschiede zwischen den Geschlechtern so groß sind. Die Forscher rund um Psychologin Francesca Muntoni haben dafür die Leistungen von 1.508 Fünft- und Sechstklässlern aller Schulformen aus 60 Schulklassen in ganz Deutschland verglichen.

Sie befragten die Kinder zudem zwei Mal im Abstand von eineinhalb Jahren nach ihrem Spaß am Lesen, ob sie finden, dass Jungen oder Mädchen besser lesen und wer mehr liest. Die Ergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift „Child Development“ veröffentlicht.

Klischee sorgt für Verunsicherung

Im Ergebnis kamen die Forscher zu der Erkenntnis, dass sich die Kinder von den Rollen-Klischees beeinflussen lassen. So haben Jungen, die sehr fest daran glaubten, dass Mädchen besser lesen können, ihre eigene Lesekompetenz geringer eingeschätzt und auch weniger gelesen. In den Tests schnitten diese Jungen auch schlechter ab. Die Mädchen dagegen ließen sich weniger stark von den Vorurteilen beeinflussen.

Andere Forscher stützen diese Beobachtungen. Laut ihnen erlebten Jungs von frühester Kindheit an, dass das Lesen eine weibliche Tätigkeit sei. So liest zu Hause oft die Mutter vor, in der Kita ist es die meist weibliche Erzieherin und in der Grundschule die häufig ebenfalls weibliche Lehrerin.

Daher empfehlen die Autoren Eltern, Lehrern und Lehrerinnen, mehr auf die persönlichen Stärken der Kinder zu achten. Mit diesen sollte man nach Möglichkeit auch geschlechtsneutral umgehen. Für Jungs gelte zudem, dass ihnen ihre Väter mehr vorlesen sollten. Lehrer sollten im Unterricht vermehrt auf Texte setzen, die auch für Jungen interessant und spannend sind.

Quelle: dpa

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