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Truvada soll gegen Aids zugelassen werden

Die europäische Arzneimittelbehörde Ema hat empfohlen, das Medikament Truvada zur Prophylaxe vor HIV zuzulassen. Die Behörde mit Sitz in London gibt an, dass Patienten durch die tägliche Einnahme von Truvada das Risiko einer HIV-Infektion senken könnten. Allerdings muss die EU-Kommission der Zulassung des Medikaments noch zustimmen. Über den Preis der Tabletten entscheiden im Anschluss die einzelnen EU-Länder, auch darüber, ob die Kosten für die Medikamente vom jeweiligen Gesundheitssystem übernommen werden.

Die Ema fällte die Entscheidung pünktlich zum Abschluss der Welt-Aids-Konferenz im südafrikanischen Durban. Dort hatten Tausende Forscher, Regierungsvertreter und Aktivisten eine Woche lang über mögliche Schutzmaßnahmen vor der tückischen Immunschwächeerkrankung beraten. Das neue Medikament Truvada spielte bei den Beratungen eine große Rolle.

Was steckt hinter Truvada?

Die Prophylaxe wird auch als PrEP bezeichnet. Sie basiert auf einer Kombination mehrerer Medikamente, die schon seit 2005 für die HIV-Behandlung in der EU zugelassen sind. Dazu zählen die Wirkstoffe Emtricitabin und Tenofovir disoproxil. Wie die Ema mitteilte, haben nun zwei Studien herausgefunden, dass durch die Prophylaxe das Risiko einer HIV-Infektion deutlich gesunken sei. Allerdings ersetzt das Medikament in keinem Fall Safer Sex, wie die Ema noch einmal betonte. Schließlich sorgten Kondome als Verhütungsmittel auch für einen umfassenden Schutz vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten.

In den USA ist das Medikament bereits seit 2012 zugelassen, in Südafrika verteilt man es seit diesem Jahr an Prosituierte. In Deutschland könnte das Mittel nach seiner Zulassung bis zu 800 Euro monatlich kosten, schätzen Experten. Allerdings sei noch völlig offen, ob die gesetzlichen Kassen diese Kosten wenigstens für Angehörige von Risikogruppen übernehmen.

Kritik und Lob für Truvada

Doch Truvada ist auch ein zweischneidiges Schwert. Kritiker warnen davor, dass man die Gefahren der HIV-Infektion durch das neue Medikament unterschätzen könnte. Anders sieht es die Deutsche Aids-Hilfe. Dort begrüßte man die Zulassungsempfehlung der Ema und forderte eine schnelle Einführung des Medikaments in Deutschland. Silke Klump, Geschäftsführerin der Deutschen Aids-Hilfe erklärte, es sei jetzt dringend an der Zeit, die mögliche Finanzierung mit den Beteiligten abzustimmen. Dafür müsse man alles geben.

Außerdem forderte Klumb den Hersteller Truvadas, Gilead, auf, den Preis für das Medikament zu senken. Nur so könne es in einer breiten Bevölkerungsschicht auch tatsächlich zum Einsatz kommen. Die Experten sprechen sich für Truvada vor allem in der Zielgruppe der Menschen mit hohem Infektionsrisiko aus. Die Aids-Hilfe empfiehlt es vor allem für schwule Männer.

Weitere Hintergründe zur Welt-Aids-Konferenz

Die einwöchige Welt-Aids-Konferenz diente den Teilnehmern vor allem zum Austausch mit anderen Experten, die den Kampf gegen Aids und HIV führen. Die Internationale Gemeinschaft hat es sich zum Ziel gesetzt, Aids bis 2030 auszurotten. Eine der zentralen Fragen auf der Welt-Aids-Konferenz war daher, wie dieses Ziel erreicht werden kann. Allerdings warnten auch zahlreiche Experten davor, dass das ambitionierte Ziel aufgrund der hohen Infektionszahlen und der eher dürftigen Finanzierung kaum erreicht werden könnte.

Gut 37 Millionen Menschen weltweit wurden bereits HIV-positiv getestet. Etwa 2,1 Millionen Menschen infizieren sich aktuell Jahr für Jahr neu mit der Immunschwächekrankheit. 1,1 Millionen Menschen starben im vergangenen Jahr an Aids bzw. den Folgen der Erkrankung. Die nächste Welt-Aids-Konferenz ist übrigens für 2018 geplant und soll in Amsterdam stattfinden.

Quelle: dpa

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