Alltagsmagazin.de

News und Tipps aus allen Lebensbereichen

Update: Anschlag in München war ein Amoklauf

Nach den Statements in einer gemeinsamen Pressekonferenz der Münchener Polizei, des LKA Bayern und der Staatsanwaltschaft München ist klar, dass es sich bei dem Anschlag am 22. Juli 2016 um einen Einzeltäter handelt, bei dem keine politische Motivation angenommen wird. Der 18-jährige Schüler mit deutscher und iranischer Staatsbürgerschaft ist der Tote, der von den Sicherheitskräften in einer Seitenstraße in der Nähe des Einkaufszentrums am Olympiapark gefunden wurde. Die noch in der Nacht durchgeführte Obduktion hat ergeben, dass er sich selbst erschossen hat. Der LKA-Vorsitzende Robert Heimberger betonte, dass es sich bei dem Täter nicht um einen Flüchtling handelt, sondern der Amokläufer in Deutschland geboren wurde und mit seiner Familie schon viele Jahre in München gelebt hat.

Welche Motivation hatte der Täter?

Bei der noch in der Nacht vom GSG9 durchgeführten Hausdurchsuchung wurden umfangreiche Literatur sowie zahlreiche Zeitungsartikel gefunden, die sich mit dem Thema Amoklauf beschäftigen. Darunter soll auch das Buch „Amoklauf im Kopf – Warum Schüler töten“ gewesen sein. Die Kriminalisten haben den Computer und das Smartphone des Täters beschlagnahmt, deren Inhalte aber im Laufe der weiteren Ermittlungen erst noch gesichert werden müssen. Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass es vom Datum her einen Zusammenhang, mit dem Amoklauf des Norwegers Breivik geben könnte, der am 22. Juli 2011 insgesamt 77 Menschen getötet hatte.

Dass der Täter deutlich höhere Opferzahlen beabsichtigt hatte, wird allein schon daran deutlich, dass die Ermittler in dem mitgeführten Rucksack mehr als 300 Schuss Munition gefunden haben. Einen Zusammenhang mit dem radikalen Islam schließt die Polizei derzeit vollständig aus. Ob sich die aus dem Video eines Anwohners stammenden Hinweise bestätigen, nach denen der Täter wegen Depressionen in psychiatrischer Behandlung war, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden, da weder die Eltern noch der Bruder des Täters in der Nacht vernehmungsfähig waren. Ein Abschiedsbrief des Täters wurde bei der Hausdurchsuchung nicht gefunden.

Bereits in den ersten Stunden nach dem Amoklauf in München hatte es Hinweise darauf gegeben, dass der Täter einen fremden Account bei Facebook gehackt und dort eine Einladung in das Mc Donalds Restaurant für den Abend des 22. Juli 2016 gepostet hatte. In diesem zum Einkaufszentrum am Münchener Olympiapark gehörenden Schnellrestaurant hatte der Amoklauf begonnen. Der Präsident der Polizeidirektion München bestätigte diese Meldung in der Pressekonferenz am Samstag.

Der Täter war als mögliches Gefahrenpotential bei der Polizei nicht bekannt. Allerdings wurde er selbst in der Vergangenheit Opfer von Straftaten. So wurde er bei einer Schlägerei von Jugendlichen attackiert. Das Verfahren gegen die Täter wurde von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Außerdem war der Täter das Opfer eines Diebstahls, bei dem die Polizei die Diebe nicht ausfindig machen konnte. Ob das bei der Motivation für den Amoklauf in München eine Rolle gespielt haben könnte, dazu konnte und wollte der Münchener Polizeipräsident Hubertus Andrä bei der Pressekonferenz am 23. Juli 2016 noch keine Aussage treffen.

Die Schadensbilanz beim Anschlag in München

Beim Anschlag im Einkaufszentrum am Olympiapark in München wurden neun Menschen getötet, bevor der Täter sich selbst erschoss. Die Altersstruktur der Opfer scheint einen Hinweis darauf zu geben, dass der Täter es vorwiegend auf junge Menschen abgesehen hatte, denn die überwiegende Zahl der Opfer ist höchstens 20 Jahre alt. Sechs der Opfer waren Jugendliche, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten. Insgesamt gab es 27 Verletzte, unter denen sich zehn Schwerverletzte befinden. Ein Großteil der Verletzungen entstand als Folge der Panik, die durch Meldungen von weiteren Anschlägen beispielsweise am Stachus ausgelöst wurden. Diese Meldungen erwiesen sich bei der Überprüfung durch die Polizei glücklicherweise als falsch.

Warum wurde die Situation als Terrorlage bewertet?

Bei der Pressekonferenz wurde mehrfach betont, dass die Situation unmittelbar nach dem Anschlag in München für die Sicherheitskräfte sehr unübersichtlich war. Hinzu kamen die Meldungen über Schüsse an anderen Stellen in der Stadt, sodass das Lagezentrum zuerst von einer ähnlichen Lage wie bei den Anschlägen in Paris ausgehen musste. Deshalb riefen sie die in Deutschland höchstmögliche Alarmstufe aus und legten vorsorglich den kompletten ÖPNV sowie den Fernverkehr am Münchener Hauptbahnhof lahm. Am Flughafen München wurden parallel die Sicherheitschecks massiv verstärkt. Da man zu Beginn von mehreren flüchtigen Tätern ausgehen musste, wurde die Stadt von der Polizei komplett abgeriegelt. Sowohl der Polizeipräsident München als auch der Chef des bayerischen LKA und der Ministerpräsident Horst Seehofer bezeichneten in ihren Statements das Aufgebot der Sicherheitskräfte angesichts dieser unübersichtlichen Gefahrenlage als angemessen.

Quelle: Livestream Pressekonferenz 23. Juli 2016

About Author