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Thüringen als Vorreiter im Kampf gegen resistente Keime?

Jahr für Jahr infizieren sich in Thüringer Krankenhäusern bis zu 15.000 Menschen mit den gefürchteten resistenten Keimen, zwischen 200 und 550 Patienten sterben sogar an der Infektion. Das geht aus aktuellen Schätzungen hervor, die auf bundesweit erhobenen Fallzahlen basieren und auf die gut 2,2 Millionen Thüringer heruntergerechnet wurden. So erklärte es zumindest Frank Brunkhorst bei der gestrigen Vorstellung des aktuellen Thüringer Krankenhausspiegels in Erfurt. Er ist auch Leiter des Zentrums für klinische Studien am Uni-Klinikum in Jena. Für das nächste Jahr erhofft sich Brunkhorst, belastbare Zahlen vorweisen zu können.

Thüringen will sich an AlertsNet zur Bekämpfung resistenter Keime beteiligen

Diese Zahlen sollen durch den Anschluss an das in Deutschland bisher einmalige Netzwerk AlertsNet ermittelt werden. Schritt für Schritt sollen sich alle 36 Krankenhäuser und 18 Labore des Freistaats an diesem Netzwerk beteiligen. Von den ersten zwölf Einrichtungen wurden bereits Daten eingeliefert, die sich auf Patienten beziehen, in deren Blut krankheitsauslösende Keime gefunden wurden. Durch das vom Bund geförderte Netzwerk erhofft sich Brunkhorst Aufschlüsse über das tatsächliche Ausmaß von Infektionen mit Krankenhauskeimen.

Die Anstrengungen in Thüringen seien durchaus nötig, obwohl der Freistaat bereits ein überdurchschnittliches Niveau bei der Vermeidung von Krankenhausinfektionen habe. So zumindest erklärte es die Vorstandsvorsitzende der Landeskrankenhausgesellschaft, Gundula Werner, mit Verweis auf den aktuellen Krankenhausspiegel.

Das Internetportal unter AlertsNet zeigt bereits mehr als 140 Qualitätsmerkmale von 21 freiwillig teilnehmenden Krankenhäusern auf. Alleine 14 dieser Merkmale befassten sich mit dem Thema Infektion.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, resistente Keime einzuschleppen?

Brunkhorst erklärte den Grund für das Schwerpunktthema mehr als deutlich. Er machte dabei überraschenderweise weniger den Antibiotika-Einsatz in der Tierzucht verantwortlich, sondern in erster Linie die Auslandsreisen und den Tourismus. Ein Patient, der nur 14 Tage Urlaub in Indien gemacht hat, bringt seiner Ansicht nach mit 70-prozentiger Wahrscheinlichkeit  antibiotika-resistente Darmkeime mit. Wer seinen Urlaub in Südeuropa verbringt, muss immer noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 25 Prozent rechnen, führt Brunkhorst weiter aus.

Die Träger der Darmkeime erkranken jedoch in aller Regel nicht daran. Die Gefahr entsteht erst, wenn die Fäkalkeime in die Blutbahn oder in offene Wunden ohnehin geschwächter Krankenhauspatienten eindringen könnten. Diese können übrigens auch von Besuchern im Krankenhaus oder gar dem Personal eingeschleppt werden. Deshalb sind strenge Hygieneregeln und das regelmäßige Desinfizieren der Hände so wichtig. Sie könnten die Gefahr um bis zu 30 Prozent senken.

Quelle: Ostthüringer Zeitung

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