Alltagsmagazin.de

News und Tipps aus allen Lebensbereichen

Tägliche Versorgung auf dem Land immer schwieriger

Die Löhne steigen, die Beschäftigung liegt auf Rekordniveau und die Inflationsrate liegt nahezu bei Null: Mit diesen Traumfaktoren ist das Jahr 2015 für den Einzelhandel belegt. So konnte auch der Handelsverband Deutschland (HDE) für das vergangene Jahr eine positive Bilanz ziehen. Preisbereinigt ergab sich ein Plus von 2,8 Prozent, für 2016 wird ebenfalls ein reales Wachstum der Erlöse um 1,5 Prozent auf dann 481,8 Milliarden Euro erwartet.

Doch das Wachstum der Branche verteilt sich sehr ungleichmäßig. So verzeichnen die Online-Händler schon seit Jahren überdurchschnittliche Zuwächse. Alleine für das letzte Jahr gab es hier ein Plus von zwölf Prozent und mit diesem rechnet der HDE auch für 2016. Mittlerweile macht der Onlinehandel, nehmen wir die Lebensmittel einmal aus, immerhin zehn Prozent des gesamten Einzelhandelsvolumens aus. Bis 2020 soll dieser Anteil sogar auf 25 Prozent ansteigen.

Viele Einzelhändler müssen schließen

Auf der anderen Seite stehen kleine Läden und Einzelhändler in kleineren Städten und auf dem Land. Sie müssen immer häufiger schließen. Eine Studie der Raumentwicklungsinitiative „Nahversorgt“ vom letzten Frühjahr hat ergeben, dass vor allem kleine Lebensmittelläden, Bäckereien und Fleischereien immer häufiger für immer schließen müssen. Gut 9.000 dieser Läden verschwanden zwischen 2008 und 2013 vom Markt. Bis 2020 werden nach HDE-Schätzungen weitere 50.000 Einzelhandelsgeschäfte ihre Pforten schließen, überwiegend im ländlichen Raum.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Junge Menschen ziehen weg, der Run auf die Großstädte wie Frankfurt, München, Köln, Berlin oder Leipzig hält an. Auf dem Land bleiben die älteren Menschen, die gerade auf eine wohnortnahe Versorgung angewiesen wären.

Versorgung auf dem Land sicherstellen – wie geht es weiter?

Zu Recht machen sich da immer mehr Menschen Gedanken darüber, wie man langfristig die wohnortnahe Versorgung auf dem Land sicherstellen will. So können zwar Bestellungen über das Internet einen Teil des stationären Handels ersetzen, allerdings ist die Auslieferung gerade in entlegenen Regionen sehr teuer. Oft lohnt sich diese dann für den Händler nicht.

Eine andere Möglichkeit sind mobile Supermärkte, die selbst die kleinen Orte ansteuern. Wie eine Umfrage des Fachverbands „Mobile Verkaufsstellen“ ergeben hat, können zwei Drittel der fahrenden Händler ein Lebensmittel-Vollsortiment anbieten. Laut HDE-Geschäftsführer Stefan Genth erleben die „fliegenden Händler“ schon seit Jahren einen starken Zuwachs. Genaue Zahlen, die dies belegen, liegen jedoch derzeit nicht vor.

Die dritte Möglichkeit, um die flächendeckende Grundversorgung zumindest mit Lebensmitteln zu gewährleisten, sieht der HDE darin, den stationären Handel in Klein- und Mittelstädten zu stärken. Gemeinsam mit dem Deutschen Städtetag will der HDE eine „Initiative Innenstadt und Nahversorgung“ ins Leben rufen. So sollen Konzepte entstehen, die dafür sorgen, dass sich zwar Händler in Wohngebieten ansiedeln, durch den Besuch der Händler entstehender Verkehrslärm die Anwohner aber nicht stört. Ebenfalls sieht der HDE eine Entlastung bei der Gewerbesteuer als sinnvoll zur Stärkung des stationären Handels an. Zwar würden den Kommunen dann Einnahmen durch die Gewerbesteuer entgehen, doch wären die Verluste geringer als bei einem kompletten Wegfall der Steuer durch Schließung.

Quelle: FR-Online

About Author