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Steigende Kreditausfälle zu befürchten

White male count euro bills in her hands

Die anhaltende Inflation und die damit einhergehenden Realeinkommensverluste dürften auch vor den Banken nicht haltmachen, so dass das Risiko für Kreditausfälle steigen dürfte.

Diese Gefahren sehen zumindest mehrere führende Bankenaufseher aus dem Euroraum. Laut Andrea Enria, EZB-Chefbankenaufseher, und Joachim Wuermeling, Bundesbank-Vorstand, profitieren Banken zwar von steigenden Zinsen im Kreditgeschäft, allerdings stehen die positiven Zinsertragsaussichten in starkem Kontrast zur aktuellen Risikolage. Das haben die beiden Aufseher auf einer Bundesbankkonferenz zu Aufsichtsthemen in Frankfurt am Main geäußert.

Aktuell heikler Zeitpunkt für Banken

Genauer hieß es von Enria, dies sei „ein heikler Zeitpunkt und Fehler der Vergangenheit müssen vermieden werden“. So seien die derzeit steigenden Zinsen lediglich ein Teil des gesamten Bildes, ist sich auch Wuermeling sicher. Insgesamt sehe die Lage sehr düster aus. Die Risiken für Banken sind definitiv gestiegen: „Inflation, Energieknappheit, drohende Rezession“, nannte er dabei im Besonderen.

Trotzdem schätzt die EZB die Lage für bestimmte Bereiche schwieriger ein. Vor allem Institute, die sich stark auf das Verbrauchergeschäft konzentrieren, stehen derzeit vor einer schwierigen Situation. So ist der Kapitalverzehr laut Enria bei „Verbraucherkreditgebern und Förder- und Entwicklungsbanken“ höher.

Deutliche Zinsanpassungen

Zuletzt hat die EZB die Leitzinsen in kurzer Zeit mehrfach deutlich angehoben, um der Inflation entgegen zu wirken. Aktuell können sich Banken im Euroraum bei der EZB Gelder für zwei Prozent Zinsen leihen. Der maßgebliche Einlagenzins an den Finanzmärkten, zu denen Banken das Geld bei der EZB parken können, liegt mittlerweile bei 1,5 Prozent.

Dennoch zeigte sich Wuermeling im Hinblick auf die deutschen Banken zuversichtlich. Sie seien insgesamt recht robust aufgestellt. Er geht nach jetzigem Stand davon aus, „dass wir im kommenden Jahr keine Kreditklemme oder gar eine allgemeine Bankenkrise sehen werden“.

Jedoch sieht er Gefahren für kleinere Kreditinstitute, die bei ihren Wertpapierbeständen durch die steigenden Zinsen belastet werden. Vor allem gelte das, wenn diese Bestände in den Bilanzen nicht abgesichert sind. Aktuell könne man beobachten, dass stille Reserven in Form von Wertpapieren durch die Banken zunehmend aufgelöst werden. Dies könnte immer relevanter für die Gewinn- und Verlust-Rechnung werden, wenn die Kurse an den Börsen weiter fallen.

Gefahren sieht Wuermeling dagegen in Immobilienkrediten sowie in Darlehen an Unternehmen. Kreditausfälle sind zwar derzeit eher die Ausnahme, dennoch sei nicht davon auszugehen, dass dies auch in Zukunft so bliebe. Daher müssten alle Frühindikatoren sehr intensiv beobachtet werden.

Zuletzt war aus einem Stresstest unter 1.300 kleineren deutschen Banken hervorgegangen, dass die angenommenen Krisen für die meisten Institute durchaus beherrschbar seien.

Quelle: Reuters

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