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„Schiebefax“ für Direktoren: Lehrermangel und Ursachen

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Schuldirektoren haben es derzeit ohnehin schon schwer, einen halbwegs befriedigenden Schulbetrieb zu sichern. Doch einige ihrer Mitarbeiter verschärfen den Lehrermangel zusätzlich.

Nach Zahlenmaterial der Kultusministerien ist Lehrermangel durch die Coronakrise nicht nur auf die angeordneten Schutzmaßnahmen zurückzuführen. Die Angst, sich mit COVID-19 anzustecken, spielt eine viel größere Rolle. Sie hat dazu geführt, dass sich in einigen Regionen bis zu einem Drittel der Lehrer krankgemeldet haben oder nur für Arbeiten im Home Office zur Verfügung stehen. Dabei bräuchten die Direktoren gerade jetzt die Verfügbarkeit aller Lehrer, weil vielerorts der Präsenzunterricht nur mit Abstandsregeln und reduzierten Klassenstärken angeboten werden kann. Das verärgert vor allem Ärzte, die einem viel höheren Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind. Das geht aus einer Stellungnahme des Bundesverbands der Kinder- und Jugendärzte gegenüber der Redaktion der „Osnabrücker Zeitung“ hervor.

Lehrermangel + Hackerattacken = Gefahr für die digitale Bildungsalternative?

Vielerorts gehen die Schülerinnen und Schüler bisher nur stundenweise oder tageweise in die Schule. Umso wichtiger sind die alternativen Varianten, die lehrplanmäßigen Lerninhalte zu vermitteln. Dabei kommt derzeit den Cloud-basierten Lösungen für Schulen eine große Bedeutung zu. Genau sie waren vergangene Woche das Ziel von Hackern. Sie verschafften sich über eine speziell für den digitalen Home-Unterricht entwickelte Software Zugang zu den Daten von mehr als hundert Nutzern in mehreren Bundesländern. Die Konsequenz war beispielsweise in Niedersachsen die sofortige Sperrung der Übertragung der Nutzerdaten über diese Software für mehrere Hundert Schulen. Derzeit arbeiten die Programmierer des Hasso Plattner-Instituts mit Hochdruck daran, die für das Datenleak verantwortliche Sicherheitslücke zu schließen.

Mehrere Experten halten regulären Schulbetrieb trotz COVID-19 für möglich

Das geht aus einem gemeinsamen Papier von fünf Fachgesellschaften und Berufsverbänden hervor. Danach gelten Kindereinrichtungen und Schulen nicht als Hochrisikozonen, wie es viele Lehrer offenbar befürchten. Danach ist der von Angst vor einer Ansteckung forcierte Lehrermangel unnötig. Statistiken zufolge stecken mehr Erwachsene Kinder an, als das umgekehrt der Fall ist. Darin sind sich der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin, die Gesellschaft für Hygiene, Umweltmedizin und Präventivmedizin sowie die Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie und die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene einig. Sie verweisen außerdem darauf, dass schwere Verläufe von COVID-19 mehrheitlich im Zusammenhang mit einer bestehenden Grunderkrankung auftreten. Außerdem ist der Anteil der mit dem Coronavirus infizierten Kinder im Vergleich zur Infektionsquote bei Erwachsenen deutlich niedriger. Dabei kann allerdings eine erhebliche Dunkelziffer nicht ausgeschlossen werden, denn die COVID-19-Erkrankung verläuft bei Kindern sehr häufig ohne nennenswerte Symptome. Deshalb kommen die genannten Experten wörtlich zur Schlussfolgerung, dass „Schul- und Kita-Schließungen wahrscheinlich nur eine geringe Effektivität auf die weitere Infektionsausbreitung“ haben.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene, Kultusministerium Niedersachen, NOZ

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