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Pflegende Angehörige: So vermeiden Sie einen Dekubitus

Wenn Pflegebedürftige bettlägerig werden und den ganzen Tag auf einer Seite oder einer Stelle liegen müssen, können sie sich wundliegen. Man spricht auch vom Dekubitus. Während professionelle Pfleger wissen, worauf zu achten ist, müssen pflegende Angehörige sich erst einmal näher mit der Thematik beschäftigen.

Die Wundgeschwüre können sehr schmerzhaft sein und lassen sich schwer behandeln. Sie entstehen aufgrund der Scherkräfte und des Drucks, der auf bestimmte Körperpartien ausgeübt wird. Dieser Druck entsteht, wenn ein Körperteil sich sehr lange an der gleichen Stelle befindet und nicht bewegt wird. Dadurch kann es zu mangelnder Durchblutung des Gewebes kommen, so dass sich zunächst kleinere Hautschäden bilden.

Diese Bereiche sind vom Dekubitus gefährdet

Besonders gefährdet sind die Bereiche, in denen die Knochen sehr dicht unter der Haut liegen, also typischerweise am Steiß oder den Fersen. Doch auch der Hinterkopf, die Ohrmuscheln, Wirbelsäule und Schulterblätter gelten laut Jens Ofiera vom Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe (VDAB) als problematische Stellen.

Darüber hinaus kann der Dekubitus entstehen, wenn sich mehrere Hautschichten gegeneinander verschieben. In diesem Fall sprechen die Experten von den Scherkräften. Das passiert auch gesunden Menschen, die auf einem Stuhl sitzend nach vorne rutschen. Dadurch wird die obere Hautschicht verschoben, was als unangenehm empfunden wird. Während sich der Gesunde einfach bequemer hinsetzt, können Pflegebedürftige dies nicht mehr selbst. Dadurch bleibt das Gewebe geschert und es kommt auch hier zu winzigen Verletzungen der Haut.

Dekubitus – Information ist entscheidend

Damit pflegende Angehörige den Dekubitus vermeiden können, müssen sie zunächst über die Gefahr ausreichend informiert werden. Schließlich ist genau diese Gefahr vielen nicht bekannt. Catharina Hansen von der Verbraucherzentrale NRW rät sogar, dass pflegende Angehörige vor Aufnahme der Pflege zu Hause einen Pflegekurs unter professioneller Anleitung absolvieren.

Heiko Keuchel empfiehlt dagegen, die tatsächliche Dekubitus-Gefahr durch einen ambulanten Pflegedienst einschätzen zu lassen. Der Vorsitzende des Instituts für Innovationen im Gesundheitswesen und angewandte Pflegeforschung (IGAP) ist sicher, dass die Pflegekräfte des Pflegedienstes die Angehörigen bei der Einschätzung unterstützen können. Allerdings muss die Einschätzung auch regelmäßig wiederholt werden.

Diese Warnzeichen können auf ein Wundgeschwür hinweisen

Pflegende Angehörige sollten zudem die wichtigsten Warnhinweise auf einen entstehenden Dekubitus kennen. So kann eine Hautrötung ein erster Hinweis sein. Besteht diese bereits beim Umlagern an der Stelle, auf der der Patient zuvor gelegen hat, sollte der Drucktest durchgeführt werden. Dafür drückt man mit einem Finger auf die betreffende Stelle. Bleibt diese rot, ist bereits eine Schädigung entstanden.

Zudem gibt es einige Faktoren, die das Risiko eines Wundgeschwürs erhöhen. Dazu zählen falsche Schlafunterlagen, obwohl die Anti-Dekubitus-Matratzen längst bekannt sind. Dennoch werden gerade Pflegebetten immer häufiger mit einfachen Matratzen versehen. Ebenso kommt es auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung an, um Wundgeschwüre zu vermeiden. Außerdem sollte man darauf achten, dass die Haut des Patienten nicht zu feucht ist. Dies begünstigt das Wundliegen. Auch das Klima im Bett darf nicht zu feucht sein. Sollte es doch dazu kommen, sollte die Bettwäsche zügig gewechselt werden, wenn sie durchgeschwitzt ist. Inkontinenzartikel halten Feuchtigkeit ebenfalls ab und spezielle Matratzen können die Feuchtigkeit absorbieren.

Dekubitus vorbeugen – so geht’s

Doch auch wenn die beste Matratze am Markt gewählt wird, das Umlagern kann auch diese nicht ersetzen. Bis vor einiger Zeit hieß es noch, Bettlägerige müssten alle zwei Stunden umgelagert werden. Das ist jedoch nicht haltbar, vielmehr müssen die Umlagerungsintervalle individuell angepasst werden. So gibt es Patienten, die bereits nach einer halben Stunde in derselben Position Druckstellen aufweisen, andere können auch deutlich länger liegen. Der ambulante Pflegedienst kann hier ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Die Patienten sollten nach Möglichkeit motiviert werden, sich so viel wie möglich selbst zu bewegen. Wenn das nicht möglich ist, sollten sie mehrfach täglich mobilisiert werden, etwa, indem sie vom Bett in den Rollstuhl gesetzt werden. Auch die Hautpflege ist entscheidend. Durchblutungsfördernd wirken etwa Waschungen von Rücken und Gesäß, so dass die Widerstandskräfte der Haut damit gestärkt werden können. Aber auch für die Auswahl der passenden Pflegeprodukte ist eine Beratung sinnvoll, da nicht jedes Pflegeprodukt für jeden Hauttyp geeignet ist.

Quelle: dpa

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