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Nicht am Wochenende ins Krankenhaus

Wer krank ist, muss ins Krankenhaus. Wie jetzt eine Studie beweist, sollte man jedoch nach Möglichkeit nicht am Wochenende eingeliefert werden, schon gar nicht auf eine Intensivstation. Das führt nämlich zu einer höheren Sterblichkeitsrate während des Klinikaufenthalts als bei einer Einlieferung an Werktagen – zumindest in Österreich. Das geht aus einer Studie der Forscher rund um Notfallmediziner Paul Zajic von der Medizinischen Universität Graz hervor, die im Fachjournal „Critical Care“ veröffentlicht wurde.

Wie kommt es zu höherer Sterblichkeitsrate bei Einlieferung am Wochenende?

Wieso genau es zu diesem Effekt kommt, konnten die Forscher bisher noch nicht klären. Als Möglichkeit sehen sie aber die geringere Personalausstattung an den Wochenenden sowie die damit verbundene höhere Arbeitsbelastung. In der Veröffentlichung betonen die Forscher allerdings, dass ihre Ergebnisse sich nicht zwangsläufig auch auf andere Länder übertragen lassen.

Bereits früher gab es allerdings Studien, die belegten, dass Patienten, die am Wochenende operiert wurden, tendenziell nach dem Eingriff häufiger starben oder zumindest länger im Krankenhaus bleiben mussten. 2013 kam etwa eine britische Studie zu diesem Schluss. Jedoch konnten auch die Forscher damals keinen genauen Grund für dieses Ergebnis benennen. Damals wie heute vermuteten die Forscher, dass reduziertes Personal oder auch Aushilfskräfte dafür verantwortlich waren.

Wie kam man auf die Studienergebnisse?

Für die Studie haben Paul Zajic und seine Kollegen die Daten von 147.000 Patienten erfasst, die von 2012 bis 2015 auf 119 Intensivstationen in Österreich behandelt wurden. Gut 57 Prozent der Patienten waren Männer, das Durchschnittsalter lag bei 68 Jahren. Knapp 17 Prozent von diesen Patienten, also 26.000 Männer und Frauen, kamen am Wochenende auf eine Intensivstation.

14.000 der erfassten Patienten starben noch während des mehrtägigen Aufenthalts auf der Intensivstation. Dabei stellte sich heraus, dass Patienten, die an einem Wochentag eingeliefert wurden, deutlich seltener starben. Patienten, die am Mittwoch auf die Intensivstation kamen, starben in rund acht Prozent der Fälle. Bei Patienten, die am Samstag oder Sonntag auf die Intensivstation kamen, waren es sogar über 13 Prozent.

Interessant ist im Umkehrschluss aber, dass an den Wochenenden auf Intensivstationen weniger Menschen starben als an Wochentagen. Die Forscher vermuten, dass an den Wochenenden weniger Patienten von der Intensivstation entlassen werden. So liegen also am Samstag und Sonntag mehr Patienten mit einem verringerten Sterberisiko auf der Intensivstation.

Zudem gibt an Samstagen und Sonntagen deutlich weniger geplante Operationen. Werden dennoch OPs durchgeführt, haben sie häufiger einen tödlichen Ausgang als bei Operationen, die von Montag bis Freitag stattfinden. Als Gründe geben die Forscher hier an, dass erfahrene Mitarbeiter an den Wochenenden fehlen oder einfach zu wenige Ressourcen vorhanden sind.

Kliniken sollten Strukturen verändern

Die Forscher empfehlen deshalb, dass die Klinikbetreiber ihre Strukturen überarbeiten sollten. So müssen Expertise, Mitarbeiter und Equipment an jedem Tag der Woche in gleicher Qualität und Quantität zur Verfügung stehen.

Bei kleineren Kliniken in Deutschland sieht André Gries, der sich bei der Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin vorwiegend mit Notaufnahmen beschäftigt, ähnliche Probleme.

So sieht Gries, ärztlicher Leiter der zentralen Notaufnahme am Uniklinikum Leipzig, vor allem bei kleinen Kliniken Probleme. Diese haben häufiger mit Personalengpässen zu kämpfen. So sind außerhalb der üblichen „Arbeitszeiten“ Experten anderer Abteilungen schwieriger zu erreichen. Gleichzeitig gibt Gries für große Krankenhäuser und Universitätskliniken Entwarnung: Diese seien zu jeder Uhrzeit und an jedem Tag gut besetzt.

Quelle: dpa

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