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Molekül statt Morphium?

Seit über vier Jahrtausenden setzt man das aus Opium gewonnene pflanzliche Mittel Morphium zur Bekämpfung von Schmerzen ein. Allerdings sind die Nebenwirkungen nicht zu unterschätzen. Jetzt haben Wissenschaftler ein neues Molekül entwickelt und bereits an Mäusen getestet. Es könnte Morphium in der Schmerzbehandlung ersetzen – allerdings ohne dessen Nebenwirkungen. Das geht aus einer Studie hervor, die in der US-Fachzeitschrift „Science“ veröffentlicht wurde. Das neu entwickelte Molekül soll demnach weder Atemnot auslösen, noch zu Verstopfungen führen oder gar süchtig machen.

Wie kam man auf das neue Molekül als Morphium-Ersatz?

Die Wissenschaftler rund um Brian Kobilka von der Stanford-Uni in Kalifornien haben mehr als drei Millionen Stoffe am Computer untersucht. Aus diesen Stoffen siebte man eine ideale Kombination heraus, die zur Bekämpfung von Schmerzen dienen soll. Das neue Molekül tauften die Forscher auf den Namen PZM21. Es soll im Gehirn einen Bereich aktivieren, der die Schmerzen unterdrückt. Im direkten Vergleich zu Morphium kann PZM21 aber nicht nur mit geringeren Nebenwirkungen, sondern auch einer längeren Wirkdauer punkten.

Die ersten Tests an Mäusen wurden bereits durchgeführt. Sie werden bei der Einnahme von Morphinen genauso schnell abhängig, wie Menschen. Diese ersten Tests verliefen positiv und es könnte ein Durchbruch auf dem Weg zu einer Alternative zu Morphium sein.

Generell schätzt man Morphium in der Medizin zwar, allerdings ist es auch sehr gefährlich, wie Brian Shoichet, Mitautor der Studie und Forscher in San Francisco bestätigt. Schon seit Jahrzehnten forscht man daher nach Alternativen. Dabei konzentrierte man sich in der Vergangenheit jedoch in erster Linie auf das Ausschalten der Nebenwirkungen. Das Forscherteam um Kobilka und Shoichet, das auch mit Wissenschaftlern der deutschen Friedrich-Alexander-Uni Erlangen-Nürnberg und der Uni North Carolina aus Stanford zusammenarbeitete, ging allerdings einen anderen Weg:

Man suchte gezielt nach einem Stoff, der die Opioidrezeptoren im Gehirn anspricht. Diese sorgen für die Schmerzunterdrückung. Das neue Molekül soll sich an den Rezeptor anheften, aber eben nur an diesen und an keinen weiteren, um die gefährlichen Nebenwirkungen auszuschalten.

PZM21 – Eine detaillierte Suche führte zum Erfolg

Um diesen Weg zu beschreiten, haben die Forscher drei Millionen kommerziell erhältliche Stoffe sowie eine Million möglicher Ergänzungen für jeden dieser Stoffe am Computer getestet. Sie wollten herausfinden, welche Kombination am besten auf den Opioidrezeptor passt. Insgesamt stießen sie auf 2.500 mögliche Moleküle. Diese wurden noch weiter aussortiert, wobei all jene, die den Opioiden zu sehr ähnelten, aus der weiteren Untersuchung entfernt wurden. So blieben nur noch 23 Moleküle übrig, wobei lediglich eines alle gestellten Anforderungen erfüllen konnte.

Die Forscher selbst bezeichneten die neue Entdeckung als einen wichtigen Schritt hin zu einem „perfekten Medikament“. Bevor es allerdings so weit ist, muss PZM21 zunächst ausgiebig getestet werden, insbesondere darauf, wie verträglich es für den Menschen ist und wie effektiv es tatsächlich wirkt.

Quelle: AFP

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