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Landwirtschaftsminister will MHD abschaffen

Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) von Lebensmitteln ist Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt ein Dorn im Auge. Zumindest für lange haltbare Lebensmittel will er es daher abschaffen und dafür sorgen, dass weniger Lebensmittel im Müll landen. In Deutschland wirft jeder Bundesbürger laut Bundeslandwirtschaftsministerium 82 Kilogramm Lebensmittel in den Müll. Gründe dafür sieht das Ministerium vor allem in einer falschen Lagerung und fehlerhaft geplanten Einkäufen. Wie aus einer im vergangenen Jahr durchgeführten Umfrage im Auftrag des Ministeriums unter 1.000 Bürgern ergab, warfen 42 Prozent von ihnen mindestens einmal wöchentlich Lebensmittel weg. Bei fast jedem Zweiten war der Grund das abgelaufene MHD.

Mindesthaltbarkeitsdatum wird falsch verstanden

Wie das Ernährungsministerium mitteilte, verstehen viele Bundesbürger das Mindesthaltbarkeitsdatum falsch. Sie werfen die abgelaufenen Lebensmittel einfach in den Müll, ohne vorher zu prüfen, ob diese noch genießbar wären. Daher will Schmidt jetzt die Liste lange haltbarer Lebensmittel erweitern. Diese benötigen kein MHD. Auf die Liste sollen laut Schmidt auch Nudeln, Kaffee oder Reis gesetzt werden.

Zudem lässt der Minister derzeit prüfen, ob nicht das MHD durch ein neues „Verbrauchsverfallsdatum“ ergänzt werden könne. Nachdem dieses Datum abgelaufen ist, können demnach die Produkte tatsächlich nicht mehr verzehrt werden. Langfristig verfolgt Schmidt sogar das Ziel, intelligente Verpackungen einzusetzen, mit denen die Qualität des Lebensmittels klar dargestellt wird. Außerdem könne so das MHD komplett unnötig werden.

MHD, Verbrauchsdatum, Verbrauchsverfallsdatum – was ist was?

Generell gilt, dass Lebensmittel auch nach Ablauf des MHD noch genießbar sind, wenn sie richtig gelagert werden. Das MHD gibt lediglich die Mindesthaltbarkeit an. Die Hersteller gewähren mit Abdruck des MHD die Garantie dafür, dass die Produkte bis zu diesem Datum alle typischen Eigenschaften, wie Geruch, Geschmack oder Nährwert behalten, sofern sie noch originalverpackt sind.

Das Verbrauchsdatum gibt an, bis zu welchem Datum die Lebensmittel tatsächlich verbraucht werden sollen. Nach Ablauf dieser Frist empfiehlt der Fachdienst AID, die Produkte in den Müll zu werfen. Bei sehr leicht verderblichen Lebensmitteln müssen zudem Angaben wie „zu verbrauchen bis“, gefolgt von einer Anweisung zur richtigen Lagerung erfolgen. Dazu zählen rohes, zerkleinertes Fleisch, vorgeschnittene Salate und Geflügel.

Das Verbrauchsverfallsdatum dagegen soll den Zeitraum zwischen Mindesthaltbarkeitsdatum und tatsächlichem Verfall des Produkts angeben.

Lässt sich durch MHD-Abschaffung Lebensmittelverschwendung vermeiden?

Laut Bundeslandwirtschaftsminister soll die Lebensmittelverschwendung durch die Abschaffung des MHD für lange haltbare Produkte verringert werden. Tatsächlich ist aber laut Aussagen der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen bereits heute drei Viertel aller Verbraucher der Unterschied zwischen MHD und Verfallsdatum bekannt. Die Verbraucherschützer kritisieren daher Schmidts Vorschläge. Sie bezeichnen das MHD als unverzichtbare Orientierung und fordern zumindest umfassende Studien darüber, wann Produkte tatsächlich erhebliche Qualitätseinbußen verzeichnen. Sie berichten auch davon, dass die meisten weggeworfenen Lebensmittel gar kein MHD hätten, wie etwa Brot oder Gemüse.

Schon seit Jahren wirbt das Landwirtschaftsministerium für eine Abschaffung des MHD. 2014 gab es sogar eine Initiative auf EU-Ebene, die auch von Deutschland unterstützt wurde. Doch bisher ist es nicht gelungen, einen Vorschlag für die Änderung der Haltbarkeitsangaben zu machen. Die EU-Kommission will laut Angaben des „Tagesspiegels“ zunächst die Ergebnisse einer Studie abwarten, die jedoch erst im kommenden Jahr veröffentlicht werden sollen.

Quelle: AFP

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