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Laisure Sickness: Risiken steigen nach Meinung von Psychologen an

Young woman suffering from strong abdominal pain while sitting on sofa at home

Die Folgen der Coronakrise wirken sich auf die Häufigkeit der Leisure Sickness aus. Verantwortlich dafür sind nach Ansicht von Psychologen mehrere Faktoren.

Der Begriff Laisure Sickness ist die medizinische Bezeichnung für die sogenannte Freizeitkrankheit. Ist sie Einbildung oder gibt es eine solche Erkrankung tatsächlich? Was verursacht dieses Phänomen und welche Vorbeugung ist möglich? Welche wissenschaftlich begründeten Erkenntnisse liegen zur Freizeitkrankheit inzwischen vor? Wir haben uns die Statements mehrerer Psychologen und Arbeitsmediziner angeschaut und ausgewertet.

Was verstehen Mediziner/-innen unter der Laisure Sickness?

Bei der Leisure Sickness (wörtlich aus dem Englischen übersetzt = Freizeitkrankheit) zeigen sich plötzlich verschiedene Symptome wie Muskelschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit und Kopfschmerzen (inklusive Migräneanfälle). Der typische Zeitpunkt für das Auftreten dieser Symptome ist der Start in eine Freizeitphase oder einen Urlaub. Die volkstümliche Annahme, dass dafür der plötzliche Wegfall von Stress verantwortlich sein könnte, erweist sich bei einer medizinischen Überprüfung als richtig. Noch sind sich die forschenden Mediziner/-innen allerdings nicht einig, ob es sich um ein ausschließlich psychosomatisch bedingtes Erkrankungsbild handelt. Diesen Standpunkt vertritt beispielsweise Paul J. Rosch vom American Institute of Stress. Das scheint nach neuesten Erkenntnissen jedoch nicht der Fall zu sein. Andere Mediziner (zum Beispiel die Psychiaterin Suena Hang von der George Washington University) macht eine Kombination aus hormonellen Veränderungen und der verhaltensbedingten Wahrnehmung von Stress verantwortlich.

Welche Bedeutung haben Stresshormone bei der Freizeitkrankheit?

Erste umfangreiche Forschungen, die kurz nach der Jahrtausendwende starteten, machten als Ursache schnell stattfindende Veränderungen bei den vorhandenen Spiegeln von Stresshormonen ausfindig. Beteiligt an der Entstehung der Freizeitkrankheit sind vor allem Adrenalin und Cortisol, wie auch die amerikanische Endokrinologin Esther Sternberg meint. Das widerspricht der Annahme einer psychosomatischen Erkrankung. Cortisol und Adrenalin unterdrücken die Wahrnehmung der Anzeichen einer körperlichen Erkrankung. Sinken die Mengen der beiden Stresshormone zu Beginn einer Entspannungsphase sehr schnell ab, nehmen die Betroffenen diese Anzeichen stärker als während einer Stressphase wahr.

Welche Rolle spielt Leistungsdruck bei der Laisure Sickness?

In den meisten Fällen ist es so, dass der Stresspegel vor dem Beginn eines Urlaubs noch einmal kräftig ansteigt. Der Grund dafür ist die Annahme oder tatsächlich bestehende Notwendigkeit, für die Zeit der Erholung alles vorarbeiten zu müssen. Deshalb verdrängen viele Betroffene die Anzeichen einer Erkrankung auch bewusst. Mit dem Start der Freizeitphase fällt diese Motivation weg. Cortisol ist maßgeblich an der Energiebereitstellung im menschlichen Körper beteiligt. Erhöhter Leistungsdruck vor dem Urlaub puscht den Cortisolspiegel in die Höhe. Fällt er zu Urlaubsbeginn ab, erklärt dieser Vorgang die plötzlich auftretende Müdigkeit. Wer während des Urlaubs ein Wechselspiel aus übersteigertem Antrieb und Müdigkeit erlebt, sollte sein Verhalten genauer prüfen. Oft stellt sich als Ursache die Notwendigkeit der dienstlichen Erreichbarkeit während einer längeren Freizeitphase heraus.Dort machen sich die Folgen der Coronakrise und die Tätigkeit im Homeoffice negativ bemerkbar. Zudem machen die Veränderungen des Hormonspiegels den Körper anfälliger für verschiedene Krankheitserreger, weil Adrenalin und Cortisol auch zu den „Katalysatoren des Immunsystems“ gehören.

Folgen von Reisestress nicht unbeachtet lassen!

Frau Professor Doktor Carmen Binnewies ist als erfahrene Arbeitspsychologin an der Universität Münster tätig. Sie verwies in einem aktuellen Interview mit der Zeitschrift „Das Parlament“ (Herausgeber Bundeszentrale für politische Bildung) auch auf die Folgen von Reisestress. Er entsteht durch eine nicht optimale Planung der An- und Abreise oder am Urlaubsziel vorhandene Stressfaktoren. Derzeit wirken sich beispielsweise die langen Wartezeiten durch fehlendes Sicherheitspersonal an deutschen Flughäfen negativ aus. Auch kurzfristige Umbuchungen (wie durch den Verdi-Streik am 27. Juli 2022) lösen Stress aus und können die Anfälligkeit für eine Laisure Sickness signifikant erhöhen. Sie reduzieren zudem den insgesamt erzielbaren Erholungswert und steigern langfristig das Risiko für einen Burnout.

Quelle: Das Parlament, Washington Post

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