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Kommen Masern wieder zurück? Impfschutz reicht nicht aus

Obwohl sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorgenommen hat, die Masern auszurotten, ist sie von diesem Ziel weit entfernt. Nicht einmal zwei Drittel der Kleinkinder in Deutschland (63 Prozent) sind vor dem zweiten Geburtstag mit der für einen wirksamen Masernschutz nötigen Doppelimpfung geimpft worden. Das haben Wissenschaftler vom Versorgungsatlas mitgeteilt. Alleine bei den Geburtenjahrgängen von 2009 bis 2012 sind 73.000 Kleinkinder nicht gegen die Masern geimpft. Die Unterschiede sind regional sehr groß, stellenweise sinkt die Impfquote sogar noch weiter.

„Besorgniserregende“ Entwicklung beim Schutz vor Masern

Diese Entwicklungen bezeichnet auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVJK) als „besorgniserregend“. Er fordert deshalb eine gesetzliche Impfpflicht. Derzeit hänge es vom Wohnort der Kinder und der Einsicht der Eltern ab, ob der Nachwuchs die wichtige Masernimpfung erhält oder nicht, so Thomas Fischbach, Präsident beim BVJK.

In Niedersachsen sind demnach derzeit die höchsten Impfquoten zu beobachten. In Peine und Wolfsburg sind immerhin 78 Prozent der Kleinkinder gegen Masern geimpft. In Süddeutschland liegen die Quoten deutlich darunter. So betragen sie in den Kreisen Bad Tölz, Rosenheim und Garmisch-Partenkirchen in Bayern nur 36 bis 42 Prozent.

Ebenfalls zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den alten und neuen Bundesländern. So lag die Impfquote in den neuen Ländern in allen Geburtsjahrgängen ein bis zwei Prozent über der Quote in den alten Ländern. Unterschiede ergeben sich jedoch bei der zweiten Masernimpfung. Hier steigt die Quote der geimpften Kinder in den alten Ländern gegenüber der in den neuen Bundesländern. Dieser Impfschutz wird von Experten jedoch als „löchrig“ bezeichnet und die Impflücken können gerade bei Kindern, die in Kitas untergebracht sind, fatale Folgen haben, wenn auch nur eines der Kinder die Erkrankung einschleppt. In Berlin gab es im letzten Jahr sogar einen Todesfall eines Kleinkindes durch die Masern.

2.500 Masernerkrankungen in Deutschland

Im letzten Jahr sind nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) 2.500 Erkrankungen mit den Masern in Deutschland verzeichnet werden. In der Politik habe man sich des Themas bisher einfach nicht angenommen. Eltern sind für sachliche Argumente zu oft unzugänglich. Da reichen gut gemeinte Kampagnen alleine nicht aus, so Fischbach weiter, es brauche gesetzliche Vorgaben.

In den letzten Jahren wurden auch in der Politik Forderungen nach einer Impfpflicht laut, konnten aber nicht durchgesetzt werden. Dabei beschreiben Experten die Masern immer wieder als ernst zu nehmende Erkrankung. Sie schwächt das Immunsystem und kann auch schwere Komplikationen mit sich bringen, wie etwa Gehirnentzündungen. Vor allem bei Säuglingen und Erwachsenen werden solch schwere Verläufe der Krankheit beobachtet, die im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen kann.

Für die aktuelle Datenerhebung hat der Versorgungsatlas, ein Studienportal des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung, den Impfstatus von 2,2 Millionen gesetzlich versicherten Kindern analysiert.

Quelle: dpa

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