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KOFA-Studie: Wie sieht es beim Nachwuchs im Handwerk aus?

Crane and building construction site on background of sky

Die Handwerksbetriebe in Deutschland leiden besonders stark unter dem Fachkräftemangel. Das hat für die Betreiber der Firmen und ihre Kunden fatale Folgen.

Derzeit können nach den Resultaten der KOFA-Studie rund 65.000 Stellen in Handwerksbetrieben nicht besetzt werden. Rund 54.000 Angebote richten sich an männliche und weibliche Fachkräfte mit Gesellenbrief. Weitere 5.500 Stellenangebote entfallen auf Fachkräfte mit Meisterbrief. Im Bereich der Handwerksmeister konnte im Jahr 2020 jede zweite ausgeschriebene Stelle nicht mit einem passenden Bewerber oder einer geeigneten Bewerberin besetzt werden. Zum Ende des Jahres 2020 galt das vor allem für alle zum Bauhandwerk gehörenden Berufe.

Handwerk von Fachkräftemangel regional unterschiedlich betroffen

Die KOFA-Studie liefert interessante Anhaltspunkte zur Frage, wo bei den Handwerksbetrieben die größten Schwierigkeiten zur Besetzung offener Stellen bestehen. Besonders betroffenen sind Handwerksbetriebe in Bayern sowie in Teilen von Baden-Württemberg, Niedersachsen und Thüringen. Die Hotspots finden sich in den Kreisen Ansbach-Weißenburg, Schweinfurt und Würzburg. In der Nordosthälfte Deutschlands sieht es deutlich besser aus. Allerdings bestehen auch dort Lücken, denn durchschnittlich jeder dritte Handwerksbetrieb hat Probleme, Stellen für Gesellinnen und Gesellen sowie für Meisterinnen und Meister zeitnah zu besetzen. Bundesweit gab es 2020 nach der KOFA-Studie lediglich einen einzigen Kreis, in dem kein Fachkräftemangel im Bereich der überwiegend handwerklichen Berufe bestand.

Welche handwerklichen Berufe sind aktuell besonders gefragt?

Eine sehr große Auswahl haben bei der Stellensuche aktuell Bauelektriker mit Gesellenbrief. Dort standen im Jahr 2020 durchschnittlich 18.137 Stellenangebote zur Auswahl. Die Fachkräftelücke belief sich zeitgleich auf knapp 13.900 Gesellinnen und Gesellen. Ähnlich sind die Auswahlmöglichkeiten bei der Jobsuche für Gesellinnen und Gesellen im Fachgebiet Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Dort konnte ebenfalls nur etwa ein Drittel der durchschnittlich 14.434 ausgeschriebenen Stellen besetzt werden.

Das Handwerk hat erhebliche Nachwuchssorgen

Allerdings gibt es ein Problem, denn es fehlt am Nachwuchs, der an einer Ausbildung in handwerklichen Berufen interessiert ist. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge fällt seit 2018 kontinuierlich, während die Anzahl der unbesetzten Ausbildungsplätze im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiegen ist. 2019 fanden Handwerksbetriebe nach der KOFA-Studie in 19.786 Fällen keine geeigneten Bewerber. Im Jahr 2020 blieben bundesweit 21.801 Ausbildungsplätze im Handwerk unbesetzt. Auf der anderen Seite stehen 18.118 Schulabgänger, die zum Beginn des neuen Ausbildungsjahrs keinen Vertrag abgeschlossen hatten. Das beweist das mangelnde Interesse an diesen Berufsrichtungen, obwohl sich gerade das klassische Handwerk während der Corona-Lockdowns als sehr krisenfest erwiesen hat. Das heißt, der Fachkräftemangel in den handwerklichen Berufen wird sich in den nächsten Jahren verschärfen.

In einigen Regionen droht ein Sterben der Handwerksbetriebe

Das drohende Betriebssterben belegen Zahlen, die von der IHK Leipzig im Juni 2021 vorgelegt wurden. Die Inhaber der Handwerksbetriebe sind bundesweit durchschnittlich 55 Jahre alt. Im Zuständigkeitsbereich der IHK Leipzig und der Handwerkskammer Leipzig sind rund 20 Prozent der Betriebsinhaber sogar schon älter als 60 Jahre. Mit 57 Prozent befürchtet nach den Resultaten einer Umfrage, dass eine Weiterführung des Betriebs an der Suche nach einem geeigneten Nachfolger scheitern wird. Wer keinen potentiellen Nachfolger in der Familie oder im Kreis seiner Angestellten hat, darf nach den Einschätzungen der IHK Leipzig nur in wenigen Fällen auf die Übernahme durch einen Existenzgründer hoffen. In den nächsten fünf Jahren benötigen nach einer Studie der Universität Göttingen rund 125.000 Handwerksbetriebe und 78.000 zum Handwerk zählende Unternehmen einen Nachfolger. Sie schätzen die größten Schwierigkeiten bei der Nachfolgersuche bei den Klein- und Kleinstbetrieben des Handwerks ein.

Quelle: KOFA, IHK Leipzig, Universität Göttingen

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