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Klimawandel: Kalifornien nur knapp einem kompletten Blackout entgangen

Windräder & Solaranlage

Der Klimawandel wird immer deutlicher sichtbar. Er wirkt sich vielerorts auch auf die Stromversorgung aus, wie das Beispiel Kalifornien im Juli 2021 zeigt.

Bei größeren Hitzewellen hat Deutschland einen entscheidenden Vorteil. Die meisten Haushalte sind (noch) nicht mit elektrischen Klimageräten ausgestattet. Ganz anders ist das in den USA. Dieser Fakt hätte zusammen mit den Folgen der massiven Waldbrände im Nordwesten der USA am zweiten Juliwochenende 2021 beinahe zu einem kompletten Blackout in KalifornienWas waren die Ursachen für die kritische Lage bei der Stromversorgung?
Seit einer reichlichen Woche verzeichnen der Westen von Kanada und den USA eine massive Hitzewelle. Zu den Folgen gehören zahlreiche Waldbrände. Dabei zerstörte das Bootleg Fire am 9. Juli 2021 eine ganze Trasse mit Hochspannungsleitungen, die Strom aus dem Norden nach Kalifornien bringen. Alle drei Hochspannungsleitungen fielen binnen weniger Minuten aus. Genau zum Zeitpunkt des höchsten Stromverbrauchs am späten Nachmittag und am Abend konnten die regionalen Solarkraftwerke die ausgefallene Leistung nicht mehr kompensieren. Aus Sicherheitsgründen musste auch die Kapazität der Hochspannungsleitung Pacific DC Intertie gedrosselt werden, um einen Ausfall wegen einer Überhitzung und daraus resultierende Waldbrände zu vermeiden. Die Folge war ein Ausfall von rund 5.500 Megawatt. Das entspricht mehr als zehn Prozent des Verbrauchs an einem Freitagabend im ganzen US-Bundesstaat an der Südwestküste.

Wie konnte ein vollständiger Blackout in Kalifornien vermieden werden?

Für solche Fälle hält Kalifornien Gaskraftwerke und Ölkraftwerke in Reserve, die jedoch eine bestimmte Menge an Emissionen nicht überschreiten dürfen. Unter Einhaltung dieser Grenzen hätten sie den immensen Abfall der verfügbaren Strommengen nicht kompensieren können. Deshalb wurde ein Notfall der Stufe 2 ausgerufen, was den Gouverneur auf den Plan rief. Gavin Newsom reagierte mit dem Erlass einer Erlaubnis, die Emissionsgrenzen zur Bekämpfung dieses Stromnotfalls vorübergehend aufzuheben. Nur ein schnelles Hochfahren der Öl- und Gaskraftwerke bis an die Kapazitätsgrenzen konnte einen großräumigen Blackout in Kalifornien verhindern. Das Traurige daran ist, dass der Klimawandel diese Situation verursacht hat und die Notsituation wiederum dafür sorgt, dass der Klimawandel durch die notwendige Überschreitung der sonst gültigen Emissionsgrenzen zusätzlich forciert wird. Damit entsteht ein Teufelskreis, der nur schwer zu durchbrechen ist.

Kann so etwas auch in Deutschland passieren?

Deutschland ist – wie eingangs schon erwähnt – noch in der glücklichen Lage, dass elektrische Klimageräte keine solchen gravierenden Lastspitzen wie in den USA bewirken. Zudem ist die Bundesrepublik in das europäische Netz aus Hochspannungsleitungen eingebunden. Das heißt, die notwendige Leistung zum Abfangen von Lastspitzen und Ausfällen kann sehr schnell aus anderen Quellen bezogen werden. Außerdem arbeitet Deutschland nicht nur mit überirdisch verlaufenden Hochspannungsleitungen, sondern nutzt auf zahlreichen Trassen erdverlegte Kabel. Sie weisen ein geringeres Risiko auf, bei Waldbränden in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Die noch in Betrieb befindlichen (rund 70) Gas- und Ölkraftwerke sind im gesamten Land verteilt. Das gilt genauso für die Müllverbrennungsanlagen, in denen die entstehende Abwärme zur Stromerzeugung genutzt wird. Fazit: Aufgrund der komplexen Kompensationsmöglichkeiten ist es äußerst unwahrscheinlich, dass es in Deutschland bei punktuellen Ausfällen von bereitgestellter Stromleistung zu einem flächendeckenden Blackout kommt.

Quelle: LA Times, Umweltbundesamt

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