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KBV warnt: Ärzte könnten Hausbesuche bald ganz einstellen

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, kurz KBV, warnte davor, dass Patienten möglichweise künftig auf Hausbesuche der Ärzte gänzlich verzichten müssen. Als Grund gab Dr. Andreas Gassen die niedrigen Vergütungen an, die von den Krankenkassen dafür gezahlt werden.

Das Problem der niedrigen Vergütungen für ärztliche Hausbesuche zeichnet sich schon einige Zeit ab. Betroffen sind vor allem die Vertragsärzte der Kassenärztlichen Vereinigungen. Für sie sind Hausbesuche ein Verlustgeschäft, weshalb immer weniger Ärzte ihre Patienten bei Bedarf auch daheim betreuen.

Kassenärzte sind deutlich schlechter gestellt als Handwerker

Für einen Hausbesuch erhalten Kassenärzte nach den Angaben des KBV-Chefs gegenüber der Deutschen Presseagentur derzeit eine Vergütung von 23 Euro. Ihre Fahrtkosten werden mit zwei Euro pro Hausbesuch vergütet. Handwerker stellen ihren Kunden allein für die An- und Abfahrt mindestens den zehnfachen Betrag zur Verfügung. Dr. Gassen benannte sogar eine Summe von 45 Euro für die Handwerkeranfahrt. Besonders problematisch ist die Situation für Ärzte, die in Großstädten mit geringem Parkplatzangebot unterwegs sind. Die Forderungen nach einer Anhebung der Hausbesuchspauschale sind angesichts dieses Vergleichs und des für Hausbesuche notwendigen Zeitaufwands moderat, denn die KBV fordert lediglich eine Anhebung der Grundvergütung auf 30 Euro.

Zahl der ärztlichen Hausbesuche ist signifikant rückläufig

Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken-Fraktion im Bundestag vom Juni 2018 hervor. Bundesweit gab es im Jahr 2009 noch rund 30,3 Millionen Hausbesuche. Bis zum Jahr 2012 war die Zahl der ärztlichen Hausbesuche bereits auf rund 27,5 Millionen gesunken. Für das Jahr 2017 weist die Kassenärztliche Bundesvereinigung nur noch rund 24,6 Millionen Hausbesuche aus. Die einzigen Ausnahmen sind Hamburg und Thüringen. Dort zeigt sich eine gleichbleibende oder sogar leicht steigende Tendenz. Im bundesweiten Durchschnitt gab es 2012 pro Arzt noch 592 Untersuchungen bei den Patienten daheim. Diese Zahl reduzierte sich im Jahr 2017 auf 484.

Die Ärzte sehen sich derzeit einem zweiten Problem gegenüber. Viele Hausärzte und Fachärzte haben aufgrund des regionalen Ärztemangels überdurchschnittlich hohe Patientenzahlen. Durch ungünstige Altersstrukturen bei den Patienten müssen sie mehr Hausbesuche machen. Dort sorgt die bisherige Abrechnungspraxis dafür, dass sie oftmals nicht einmal alle Hausbesuche vergütet bekommen. Auch das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf die Anfrage der Linken-Fraktion im Sommer 2018 hervor. Die Warnung des KBV-Chefs wird durch diese Fakten eindeutig untermauert.

Quelle: dpa, KBV, Bundestag Drucksache 19/2683

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