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Interessante Orte in aller Welt: Der Vajont-Staudamm in Italien

Wer den Nordosten Italiens bereist und die Zeit dafür hat, sollte dem Vajont-Staudamm einen Besuch abstatten. Es ist ein Ort mit schlimmen Erinnerungen, aber zugleich bietet er einen imposanten Ausblick, der vor allem die Freunde schöner Landschaftsfotos begeistern dürfte.

Die Vajont-Staumauer befindet sich in der Nähe des Kleinstädtchens Longarone im Tal, welches der Fluss Piave in die Berge geschnitten hat. Die Quelle des Piave liegt in den Karnischen Alpen. Nach einem Flusslauf mit einer Gesamtlänge von rund 220 Kilometern mündet er in der Nähe von Jesolo in die Adria. Die Vajont-Staumauer ist deshalb weit über die Grenzen Italiens hinaus bekannt, weil sich dort zeigte, welche verheerenden Folgen ein Tsunami sogar in einem kleinen Stausee haben kann.

Was passierte damals am Vajont-Staudamm?

Schon zu Beginn der Befüllung nach Abschluss der Bauphase wurden am Vajont-Staudamm mit dem Beinamen Dolomiten-Damm mehrere Erdbeben registriert. Kleine Erdbeben im Umfeld von künstlich angelegten Stauseen sind durch die rasanten Gewichtsveränderungen binnen kurzer Zeit normal. Doch am Vajont-Stausee kam es schon in einer frühen Phase zu einem massiven Erdrutsch. Dabei fielen rund 700.000 Kubikmeter Felsen und Lockergesteine in den See. Da weitere Erdrutsche drohten, wurden Berechnungen zu den Auswirkungen eines Erdrutsches mit einem Volumen von 40 Millionen Kubikmetern angestellt, um eine sichere Füllhöhe des Vajont-Stausees festzulegen.

Doch mit dem Volumen, welches im Oktober 1963 in den See stürzte, hatte niemand gerechnet. Ein Bergrutsch auf einer Länge von zwei Kilometern beförderte 270 Millionen Kubikmeter Felsen, Geröll und Erde in das Staubecken. Dadurch bildete sich ein gewaltiger Tsunami, der rund 25 Millionen Kubikmeter Wasser über die Krone des Vajont-Staudamms beförderte. Der Damm selbst blieb bei dem Unglück nahezu unbeschädigt. Allerdings machten die Fluten das Städtchen Longarone und einige weitere Kommunen dem Erdboden gleich. Insgesamt waren als Folge des Bergrutsches am Vajont-Stausee rund 2.000 Todesopfer zu beklagen. Die Katastrophe von Vajont wurde im Jahr 2001 unter dem Titel „Vajont – La diga del disonore“ unter der Leitung von Renzo Martinelli verfilmt.

Die Bedeutung des Vajont-Staudamms heute

Die Spuren des gewaltigen Bergrutsches sind noch heute zu sehen. Der abgerutschten Flanke fehlt der Baumbewuchs. Große Teile des einstigen Stausees sind inzwischen verschüttet. An der Staumauer wurde zur Erinnerung an die Katastrophe eine Gedächtniskapelle errichtet. Der Stausee selbst wurde nicht wieder befüllt, um eine Wiederholung einer solchen Katastrophe zu verhindern. Der Fluss fließt heute durch einen unterirdischen Stollen, der als Sicherheitssystem zwischen 1961 und 1963 gebaut wurde. Er bildet unterhalb der Staumauer einen schönen Wasserfall. Der Vajont-Staudamm selbst ist inzwischen zu einer Touristenattraktion geworden. Eine Schlussfolgerung aus der Katastrophe von Longarone ist die Erkenntnis, dass Staumauern an solch kritischen Stellen nicht mehr oder nur mit Sicherheitsvorkehrungen auf einem sehr hohen Niveau errichtet werden.

Quelle: gfbv.it, structurae

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