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Hellmuth Karasek ist tot

Hellmuth Karasek, einer der bekanntesten Literaturkritiker, ist gestorben. Bekannt war Karasek unter anderem dafür, dass er das Publikum lieber mit Humor anstatt mit trockenen Rezensionen begeistern wollte. Noch vor einem Monat besprach er sein letztes Buch und das war auch sein letzter öffentlicher Auftritt. Hellmuth Karasek rezensierte bei diesem Auftritt den IKEA-Katalog als Werbung für das Möbelhaus. Die Aussage, es handele sich dabei um einen „möblierten Roman“ wird wohl vielen in Erinnerung bleiben. In der Rezension erklärte Karasek, dass die Personen zu selten zu Wort kämen und es zu viele Bilder gäbe. Trotzdem rempele einen dieses Buch an.

Karasek wurde in der breiten Öffentlichkeit eher als Teil der deutschen Unterhaltungskultur angesehen, weniger jedoch als Kulturkritiker. Dabei war Hellmuth Karasek Redakteur der „Zeit“ und 20 Jahre lang Kulturchef des „Spiegel“. Außerdem gab er den „Tagesspiegel“ mit heraus und 2004 wechselte er noch zu Axel Springer. Auf die Frage, warum Karasek Journalist geworden sei, gab er einst die Antwort, dass er sich davon erhoffte, die „Großen dieser Welt interviewen, sprechen, kritisieren und bewundern“ zu können.

Hellmuth Karasek – ein Rückblick

Hellmuth Karasek wollte kein stiller Teilhaber der Welt sein, sondern lärmend auf sich aufmerksam machen. So geht es aus seiner Biografie „Auf der Flucht“ hervor. In dieser staunte Karasek über sein Glück im Leben und bezeichnete sich selbst als Egomanen.

1934 wurde Hellmuth Karasek im mährischen Brünn geboren. Er war einst Mitglied der Hitlerjugend und der Nazi-Akademie Napola. Doch schon bald flüchtete er nach Sachsen-Anhalt, genauer nach Bernburg. In Tübingen schließlich studierte Hellmuth Karasek Germanistik, Anglistik und Geschichte.

Der Feuilletonist zeichnete sich stets durch seine ordentliche Portion Selbstironie aus. Oft lag Karasek die Kunst des Schwärmens näher, als der so häufig geheiligte Ernst. Peter von Becker, ebenfalls Journalist und Weggefährte Karaseks, bezeichnete ihn einst als ersten Pop-Journalisten in Deutschland. Karasek habe den Graben zwischen U- und E-Kultur überwunden, wenngleich er dafür freilich nicht nur Lob einheimste. Karasek versuchte stets, den Witz zu kultivieren. Kritiker machten ihm daraufhin den Vorwurf, er würde seine intellektuelle Satisfaktionsfähigkeit damit aufs Spiel setzen.

Karaseks Betitelung seiner eigenen Bücher als „Unterhaltung“ wurde ihm dann von den Kritikern auch als Hochverrat am Amt des Kritikers angekreidet. Schnell gerieten durch diese Vorwürfe hervorragende, gefeierte Bücher, wie der Gesprächsband mit dem Regisseur Billy Wilder in Vergessenheit.

Wie ging Hellmuth Karasek mit der Kritik um?

Hellmuth Karasek schrieb in seiner Biografie, dass sich Freund und Feind abwechselten. Er ging genau dann ins Fernsehen, als man noch der Annahme war, dass Literaturkritik und Fernsehen zwei komplett getrennte Einheiten seien. Im „Literarischen Quartett“ stand Karasek zwar stets im Schatten von Marcel Reich-Ranicki, doch bezeichnete er gerade diesen als einen der wichtigsten Menschen in seinem Leben.

Im „Literarischen Quartett“ gab sich Karasek eher als Entertainer, denn als Literaturkritiker und so wurde er auch einem breiteren Publikum bekannt, das nicht unbedingt lesebegeistert war. Wie Karasek einmal selbst sagte, habe man ihn seither häufiger mit Günter Grass verwechselt. Doch jetzt ist Hellmuth Karasek, am 29. September 2015 im Alter von 81 Jahren, gestorben.

Quelle: Zeit

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