Hebammen müssen oft mehr als drei Frauen gleichzeitig bei der Geburt begleiten. Dabei sollte es eigentlich eine 1:1 Betreuung in den Kliniken geben. Das ist aber aufgrund des Personalmangels quasi unmöglich.
Dass sich Hebammen oftmals um mehrere Gebärende gleichzeitig kümmern müssen, haben jetzt zwei Gutachten der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestags belegt. Gerade in der Geburtshilfe gibt es demnach einen massiven Personalmangel und eine hohe Arbeitsbelastung für den Einzelnen.
Hebammenverbände klagen seit langem über Personalmangel
Schon lange klagen die Hebammenverbände über den Personalmangel. Alleine im klinischen Bereich fehlen Angaben des Deutschen Hebammenverbands (DHV) zufolge knapp 2.000 Hebammen. Teilweise muss eine Hebamme drei und mehr Geburten gleichzeitig betreuen. Dabei lautet die Empfehlung der medizinischen Fachgesellschaften, dass unter der Geburt eine 1:1 Betreuung anzustreben sei.
In Intensivschichten musste sich jede dritte Hebamme in Sachsen sogar um „mehr als vier Gebärende“ kümmern, so die Ergebnisse einer Umfrage aus dem Gutachten. In Bayern hatten gerade einmal sechs von 100 Frauen eine Hebamme für sich „alleine“. In den Gutachten heißt es, eine Verbesserung des Betreuungsschlüssels sei aufgrund des erheblichen Personalmangels schlicht nicht möglich. Kliniken sehen die Probleme ebenfalls: Sie brauchen oft ein halbes Jahr und länger, um eine freie Hebammenstelle zu besetzen.
Viele Hebammen sind desillusioniert
Dass sich die Hebammen überlastet fühlen, zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Bundesrepublik. In Baden-Württemberg etwa klagten sieben von zehn Hebammen darüber, dass ihre Arbeitszeiten in den letzten fünf Jahren „deutlich oder sehr deutlich“ zugenommen haben. Über die Hälfte der Hebammen in Sachsen gaben an, dass sie die werdenden Mütter nicht so betreuen können, wie sie es für richtig halten. Bereits jede vierte Hebamme ist dadurch so desillusioniert, dass sie überlegt, ihren Beruf aufzugeben.
Die Ergebnisse wurden von Sabine Zimmermann, Linken-Politikerin und Vorsitzender des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, als „erschreckend“ bezeichnet. Die deutsche Geburtshilfe sei bereits seit Jahren unterfinanziert, erklärte sie weiter und warnte vor einem Teufelskreis. Zwar würden die Hebammen händeringend gesucht, gleichzeitig fehle aber das Geld für neue Stellen.
Dabei geht es auch anders, wie ein Blick über die Landesgrenzen hinaus beweist: In Norwegen etwa ist die 1:1 Betreuung unter der Geburt gesetzlich vorgeschrieben. Sie wird bei 60 Prozent der Geburten sogar erreicht. Ebenfalls sieht man die 1:1 Betreuung in der Schweiz als Standard an. Allerdings kann dieser auch dort nicht immer eingehalten werden.
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