Die Gewalt an Schulen nimmt seit Jahren zu. Bislang war sie vor allem unter Schülern verbreitet, richtet sich mittlerweile aber auch immer häufiger gegen die Lehrer. Knapp jeder vierte Lehrer in Deutschland soll demnach bereits Opfer psychischer Gewalt gewesen sein, die von Schülern ausging. Das geht aus einer repräsentativen Forsa-Umfrage unter knapp 2.000 Lehrerinnen und Lehrern in Deutschland hervor, wie der Lehrerverband Bildung und Erziehung (VBE) in Düsseldorf mitteilte. 23 Prozent der Befragten gaben an, dass sie schon einmal Opfer von Mobbing, Beschimpfungen, Bedrohungen oder Beleidigungen wurden.
Sechs Prozent der Lehrer von Schülern angegriffen
Sechs von 100 Lehrern gaben sogar an, bereits körperlich von ihren Schülern angegriffen worden zu sein. Auf die gesamte Lehrerschaft Deutschlands hochgerechnet, sind demnach mehr als 45.000 Lehrer Opfer von Gewalt geworden. Zu den benannten Angriffen zählten Faustschläge, Tritte, das Bewerfen mit Gegenständen und das Ziehen an den Haaren. Dabei sei die Gewalt Lehrern gegenüber längst kein Einzelfall mehr, wie Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des VBE, erklärte. Allerdings werden die Probleme zu oft „kleingeredet“. Deshalb fordert der VBE auch, dass man Gegenmaßnahmen ergreife.
Knapp jeder fünfte Lehrer (21 Prozent) berichtete von Fällen physischer Gewalt gegenüber Kollegen an seiner Schule. Die tatsächliche Opferzahl liegt jedoch mit sechs Prozent deutlich darunter. Auch zeigten sich deutliche regionale Unterschiede. So ist Nordrhein-Westfalen offensichtlich Spitzenreiter. Hier waren 25 Prozent der Lehrer Fälle von Gewalt gegenüber Lehrern in den letzten fünf Jahren bekannt. In Bayern waren es nur 14, in Baden-Württemberg nur 13 Prozent. Ebenfalls ergeben sich Unterschiede nach der Schulform. So wurde in Förder- und Sonderschulen sowie Grundschulen häufiger von Gewalt gegenüber Lehrern berichtet.
Cyber-Mobbing (noch) wenig verbreitet
Wenig verbreitet scheint dagegen das Cyber-Mobbing gegen Lehrer zu sein. Dies gaben nur zwei Prozent der Befragten an. Insgesamt 57 Prozent der Befragten sehen die gewalttätigen Übergriffe auf Lehrer jedoch als „Tabuthema“ an. Deshalb kommen die Angriffe auch so selten zur Anzeige.
Einer dieser Fälle ereignete sich in Niedersachsen. Nachdem sein Lehrer ihm das Handy abgenommen hatte, hat ein 14-jähriger Schüler ihn bei einer Klassenfahrt mit einem Schnürsenkel gewürgt. Dieser Lehrer erstattete Anzeige und der Fall wurde im Frühjahr 2016 sogar vor Gericht verhandelt.
Quelle: dpa
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