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EZB-Politik wirbelt Staatsanleihen kräftig durcheinander

Um die Wirtschaft in Europa zu unterstützen, hatte sich Mario Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank, dazu entschlossen, in einem noch nie zuvor beobachteten Ausmaß Staatsanleihen aufzukaufen. Diese forcierte Nachfrage hat die Rendite der Staatsanleihen kräftig aufgemischt. Auf der anderen Seite sinken die Kurswerte der Staatsanleihen gewaltig, was in den letzten Tagen für heftige Reaktionen der Anleger sorgte. Von Mitte April 2015 bis zum Ende der ersten Maiwoche 2015 stieg die von den Anlegern verlangte Rendite bei den mit AAA bewerteten deutschen Staatsanleihen von 0,15 Prozent auf 0,78 Prozent.

Auch andere Länder von höheren Renditen für Staatsanleihen betroffen

Die Rendite der portugiesischen Staatsanleihen stieg innerhalb der letzten Wochen um satte 80 Basispunkte und liegt nunmehr bei 2,62 Prozent. Wer spanische Staatsanleihen in seinem Portfolio hat, darf sich mittlerweile auf eine Rendite von 1,94 Prozent freuen. In ähnlichen Dimensionen bewegten sich zum Ende der ersten Maiwoche 2015 auch die Renditen für französische Staatsanleihen, die mit 1,98 Prozent angegeben wurden. Einen Zuwachs bei den Basispunkten der Rendite gab es auch für Staatsanleihen der nicht zur Europäischen Union gehörenden Länder. Australische Government Bonds legten 48 Zähler zu und werden derzeit mit 2,98 Prozent verzinst. Auch die amerikanischen Government Bonds machten ein Plus von 36 Zählern und bieten derzeit eine Rendite von 2,28 Prozent. Alle Angaben beziehen sich auf Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren.

Wie sehen die Trends bei den Staatsanleihen aus?

Staatsanleihen gelten üblicherweise als „sicherer Hafen“ und werden deshalb vor allem von Versicherungen als Anlageform bevorzugt. Ob es lohnenswert ist, bei den Staatsanleihen jetzt zuzugreifen, darüber sind sich die Analysten nicht ganz einig. Stéphanie Aymes, eine der Finanzmarkspezialistinnen der Société Générale, schätzt die derzeitige Entwicklung als eine „panische Antwort“ des Marktes auf die Anleihenaufkäufe der EZB ein. Auch die recht positiven Nachrichten zur Entwicklung der Konjunktur in Europa dürften hier eine wichtige Rolle gespielt haben. Die Renditen für Staatsanleihen sind ein Indikator für die Entwicklung der Zinsen beispielsweise für Baukredite. Die Experten gehen davon aus, dass dort noch keine Trendwende absehbar ist. Zu den Verfechtern dieses Standpunkts zählt sich auch Björn Sigismund, der als Finanzmarktexperte für die Laransa Vermögensverwaltung in Berlin arbeitet. Experte Brancolini von der Royal Bank of Scotland zeigt sich sehr vorsichtig. Er warnt davor, jetzt übereilt deutsche Staatsanleihen zu kaufen. Brancolini befürchtet, dass es noch im Jahr 2015 eine erneute Trendwende bei der Rendite der Staatsanleihen geben könnte.

Quelle: Welt

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