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E-Mails nach Dienstschluss? No-Go bei Porsche

Beim Mutterkonzern von Porsche, VW, gelten schon seit über sechs Jahren strenge Regeln, was die Erreichbarkeit von Mitarbeitern nach Dienstschluss angeht. So wird der Mailserver für alle dienstlichen Smartphones eine halbe Stunde nach Dienstende heruntergefahren und darf morgens erst eine halbe Stunde vor Beginn der Schicht wieder hochgefahren werden. Technisch geht solange für alle Mitarbeiter mit Tarifvertrag und Diensthandy nichts.

Porsche will mehr

Diese Regelung galt bei Porsche bisher nicht. Doch der Betriebsratschef Uwe Hück hat jetzt eine Forderung aufgestellt, die noch weiter geht. So sollen dienstliche E-Mails bei Porsche in der Freizeit gelöscht werden. Im Zeitraum zwischen 19 und sechs Uhr sollten die Mailkonten der Mitarbeiter gesperrt werden. Dies gelte auch für die Wochenenden und den Urlaub, so Hück gegenüber der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart.

Hück gibt an, dass das abendliche Lesen der Mails vom Chef sowie das Beantworten selbiger gleichzusetzen ist mit unbezahlter Arbeitszeit. Und die erhöht nun einmal den Stresspegel der Mitarbeiter. Deshalb sollten die Mails, die in der Freizeit der Mitarbeiter eingehen, automatisch zurück an den Absender geschickt werden. Damit würden sie gar nicht mehr in der Mailbox der Mitarbeiter auftauchen, so dass es erst gar keine Versuchung gibt, die Mails dennoch zu lesen und zu beantworten.

Auch in der Kommunikationsabteilung von Porsche findet man den Vorschlag interessant und will diesen gerne diskutieren.

Kommt Betriebsvereinbarung bei Porsche zu E-Mails?

Hück will eine entsprechende Betriebsvereinbarung für Porsche durchsetzen, in der eine Mailsperre eindeutig vorgesehen ist. Damit könnten die alten VW-Regeln sogar noch einmal verschärft werden. Dort können die Mitarbeiter zwar auch zwischen 18 und sechs Uhr keine Dienstmails mehr bekommen, allerdings werden diese nicht gelöscht, sondern stapeln sich am nächsten Morgen im Postfach.

Hück kritisiert diese „Mailsperre“. Sie nütze nichts, wenn der Morgen stets damit beginne, erst einmal Unmengen an E-Mails abarbeiten zu müssen. Seien die Mails wirklich wichtig, müssten sie vom Absender tagsüber eben noch einmal geschickt werden. Trotzdem sieht auch Hück Ausnahmeregeln als nötig an. Diese müssten etwa für die Spätschicht gelten oder für diejenigen Mitarbeiter, die Märkte in anderen Zeitzonen, wie China oder den USA, betreuen.

Die E-Mail-Regeln für Porsche sollen für alle tariflich bezahlten Beschäftigen gelten, so Hück weiter. Damit wäre die große Mehrheit der derzeit 3.000 Beschäftigten entsprechend abgesichert. Führungskräfte zählen dagegen zu den außertariflichen Mitarbeitern, die außen vor blieben. Hück erklärte dazu, dass die Manager mit ihren hohen Boni auch am Abend noch Mails beantworten könnten.

Erreichbarkeit nach Dienstschluss – auch für andere Unternehmen ein Thema

Auch andere Firmen überlegen bereits, wie sie mitarbeiterfreundlich mit der Erreichbarkeit nach Dienstschluss umgehen sollten. Bei Daimler etwa können die Mitarbeiter ihre Mailkonten selbst so einstellen, dass die E-Mails im Urlaub automatisch gelöscht und der Absender informiert wird. Allerdings handelt es sich dabei um freiwillige Einstellungen.

Wie ein Daimler-Sprecher erklärte, nutzen die Mitarbeiter das Angebot durchaus, wenngleich es bisher keine Statistik darüber gibt. Man wolle allerdings auch, dass die Mitarbeiter ihre individuellen Entscheidungen treffen, die der Konzern „fördern und respektieren“ würde.

Bei BMW hat man ein „Recht auf Nichterreichbarkeit nach Feierabend, im Urlaub und am Wochenende“ eingeführt. Die Mailserver werden bei BMW allerdings nicht blockiert.

Quelle: dpa

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