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Charité Berlin: Mindestbesetzung auf Stationen

Die Charité Berlin wird heute Geschichte schreiben. Dort soll nämlich der erste Tarifvertrag einer Klinik in Deutschland geschlossen werden, der verbindliche Personalschlüssel für die einzelnen Stationen vorschreibt. Nach heftigen Konflikten zwischen der Universitätsklinik und der Gewerkschaft Verdi soll die Charité Berlin demnach 220 neue Pflegekräfte anstellen. Bisher arbeiten bereits 4.300 Pflegekräfte an der landeseigenen Charité.

Mindestbesetzung an Charité soll Mitarbeiter entlasten

Die Gewerkschaft Verdi hatte in den letzten Jahren nicht um mehr Lohn für die Mitarbeiter gekämpft, wie es sonst üblich ist, sondern um eine Mindestbesetzung mit Personal auf den überlasteten Stationen. Der Vorstand der Charité lehnte die Forderung lange ab. Schließlich hänge der Personalbedarf stets von der Zahl und dem Zustand der Patienten ab. Auch die Krankenkassen, die ja letztlich die Personalkosten tragen sollen, stellten nicht mehr Geld dafür in Aussicht.

Vor kurzem jedoch hat der Charité-Vorstand auf einmal mehr Personal geboten. Die Verdi-Mitglieder haben darüber in einer Urabstimmung entschieden und sich zu 89,2 Prozent für das Angebot ausgesprochen. Sandra Scheeres, die Wissenschaftssenatorin und Aufsichtsratsvorsitzende der Charité in Berlin erklärte, dass der jetzt abgeschlossene Tarifvertrag bundesweit einmalig sei. Er sei wegweisend und solle Bund und Krankenkassen die Augen öffnen, damit diese endlich für eine bessere Pflege eintreten.

Dünne Personaldecke nicht nur bei Charité ein Problem

Auch Mario Czaja von der CDU und amtierender Gesundheitssenator bezeichnete den neuen Tarifvertrag als absolutes Novum. Denn die Krankenkassen werden zunächst nicht mehr Geld zur Verfügung stellen, auch wenn mehr Pflegekräfte in der Charité arbeiten. Der Vorstand der Klinik geht sozusagen in Vorkasse. Czaja erhofft sich, dass der neue Tarifvertrag an der Charité Schule machen wird und die gesamte Krankenhauslandschaft verändern kann.

Denn auch an anderen Kliniken in Deutschland wird mehr Personal gefordert. Überstunden, Stress und daraus resultierende Behandlungsfehler sind hierzulande in Krankenhäusern an der Tagesordnung. Die meisten Kliniken sind personell einfach viel zu knapp besetzt, die Zahl der Patienten dagegen steigt.

Carsten Becker, Verhandler für Verdi und selbst Pfleger an der Charité zeigte sich ebenfalls erfreut über den neuen Tarifabschluss. Er hoffe, dass dies auch bundesweit mehr Bewegung in die Debatte bringe, wie die Klinikfinanzierung besser geregelt werden könne. In dem aktuellen Tarif wird festgehalten, dass eine Pflegekraft auf der Intensivstation maximal zwei Patienten versorgen muss, bisher waren es bis zu fünf Patienten gewesen.

Lediglich auf den Normalstationen verzichtet man auch in der Charité Berlin weiter auf einen festen Personalschlüssel. Angedacht ist aber, dass eine Fachkraft pro Schicht höchstens sieben bis zehn Patienten versorgt, bisher sind es bis zu zwölf Patienten. Allerdings muss der Aufsichtsrat der Charité noch zustimmen, damit der Vertrag heute noch unterzeichnet werden kann. Dies gilt jedoch als reine Formsache.

Quelle: dpa

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