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Bahnstreik, Lehrerstreik – Nun auch noch ein Streik in der Charité

Inzwischen gibt es kaum noch einen Tag, an dem keine neuen Streiks angekündigt werden. In der letzten Aprilwoche betreffen die Streiks die Medizinbranche, denn die Gewerkschaft Verdi hat zu einem Warnstreik in den drei Kliniken der Charité Berlin aufgerufen. Die Führungsspitze von Verdi geht derzeit davon aus, dass sich bis zu 500 Pflegekräfte an dem Warnstreik beteiligen werden. Allerdings hat der Streik in der Charité einen anderen Hintergrund als der Bahnstreik und der Lehrerstreik. Den Gewerkschaftern geht es nicht um mehr Geld, sondern sie möchten eine Aufstockung des Pflegepersonals in der Charité erreichen.

Welche konkreten Ziele hat der Streik in der Charité?

Verdi möchte mit dem Warnstreik in der Charité ab dem 27. April 2015 einerseits die Arbeitsbedingungen für die Pflegekräfte und andererseits die Betreuung der Patienten verbessern. Bei der Normalpflege ist eine Krankenschwester in der Charité derzeit für zehn Patienten verantwortlich. Verdi fordert, dass die Anzahl der betreuten Patienten pro Krankenschwester künftig halbiert werden soll. Die Halbierung der Patientenzahl pro Pflegekraft soll auch in den Intensivstationen durchgesetzt werden, wo derzeit eine Pflegefachkraft vier Patienten betreuen muss. Auch die Nachtschichtbesetzung steht im Fokus des Warnstreiks in der Charité. Dort ist es üblich, dass eine Pflegefachkraft nachts mit bis zu 25 Patienten allein ist. Verdi fordert, die Stationen in der Nachtschicht mit mindestens zwei Pflegefachkräften zu besetzen. Dieser Zustand wird nicht nur in der Charité beklagt, sondern ist auch in anderen Krankenhäusern anzutreffen. Aus diesem Grund gab es erst kürzlich Warnstreiks in mehreren Kliniken der Helios-Kette.

Welche Konsequenzen hat der Warnstreik in der Charité?

Sollten in der Charité ab dem 27. April 2015 tatsächlich mehrere Hundert Pflegekräfte am Warnstreik teilnehmen, müssten mehr als 1.000 angesetzte Operationen und andere Behandlungen abgesagt werden. Der für die Betreiber dadurch drohende wirtschaftliche Verlust könnte mehrere Millionen Euro bedeuten. Insgesamt beschäftigt die Charité über 4.000 Pflegefachkräfte an drei Standorten. Die Forderungen von Verdi würden erheblich höhere Personalkosten bedeuten. Genau die können sich aber die Betreiber der Charité nicht leisten. Im Jahr 2014 wurde bei einem jährlichen Gesamtumsatz von 1,2 Milliarden Euro gerade einmal 7,6 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet. Und dieser Überschuss müsste eigentlich in neue Technik und Modernisierungen der genutzten Gebäude fließen. Genau das blockieren aber die Krankenkassen, indem sie eine Erhöhung der Pauschalsätze für die Betreuung der Patienten in der Charité verweigern.

Quelle: Tagesspiegel

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