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AfD wirft moderner Gesellschaft Misandrie vor

Plenarsaal Bundestag

Bundestagsabgeordnete der AfD forderten Anfang Februar 2021 die Einrichtung eines Stipendiums für die Erforschung der Misandrie./strong>

Führt der Kampf um die Gleichberechtigung der Frauen inzwischen dazu, dass sich Männer über Misandrie beschweren können? – Genau das gibt ein Antrag der AfD-Fraktion im Bundestag an die Bundesregierung an. Die Abgeordneten werfen der Bundesregierung und der Wissenschaft vor, dass die Situation der Männer mit dem Voranschreiten der Gleichberechtigung der Frauen immer mehr in den Hintergrund gerät. Deshalb thematisierten sie die Themen Misandrie und Männerdiskriminierung in ihrem Antrag. Könnte das eventuell eine Reaktion auf die Forderung sein, künftig bei Wahlen eine jeweils gleiche Anzahl Männer und Frauen als Kandidaten für die Besetzung hochrangiger politischer und gesellschaftlicher Posten aufzustellen?

Was ist Misandrie überhaupt?

Der Begriff Misandrie tauchte vor rund einem Jahrhundert erstmals auf. Er ist von den griechischen Vokabeln für Mann und Hass abgeleitet und lässt sich deshalb mit Männerhass übersetzen. Eine erste und umfangreiche Darstellung der Entstehung der Misandrie zeichnete der nordrhein-westfälische Soziologe Christoph Kucklick in einer Dissertation mit dem Titel „Das unmoralische Geschlecht“. Er siedelt den Ursprung des negativen Männerbilds nicht im Beginn des Feminismus, sondern siedelt ihn fast zwei Jahrhunderte früher an. Misandrie bezeichnet unangemessen stark ausgeprägte Bemühungen, die bevorzugte Besetzung wichtiger Posten zu verhindern. Die gesellschaftliche oder religiöse Propagierung einer Minderwertigkeit der Frauen gegenüber den Männern wird dagegen als Misogynie bezeichnet. Sie zielt auf Gesellschaften ab, die noch heute das Patriarchat leben.

Wo sieht die AfD in der Begründung zum Antrag eine Misandrie?

Allgemein ist der Begriff Misandrie zu einem politischen Schlagwort mutiert. Es wird vor allem von denjenigen politischen Kräften verwendet, denen die Erfolge im Kampf um die vollständige Gleichstellung der Frauen in der Politik, der Wirtschaft und der gesamten Gesellschaft nicht gefallen. Die AfD-Abgeordneten behaupten, dass es beispielsweise in Schweden und Tschechien üblich wäre, eine identische Leistung in Grundschulen bei Schülerinnen besser zu bewerten als bei Schülern. Als Ursache gegen sie einen hohen Frauenanteil unter den Lehrkräften an. Sie unterstellen der Bundesregierung pauschal, zu wenig gegen eine „strukturelle Benachteiligung von Männern“ zu tun. Sie verweisen auf einen Passus aus dem Grundsatzprogramm der SPD, der bei genauer Betrachtung lediglich auf die Überwindung des Patriarchats zu Gunsten einer Gesellschaft mit Gleichberechtigung von Männern und Frauen abzielt. Kurios ist die Tatsache, dass sich bereits erste auf die Männerforschung spezialisierte Sozial- und Politikwissenschaftler genau gegenteilig zur Auffassung der AFD-Abgeordneten geäußert haben. Dazu zählt beispielsweise der Leverkusener Politikwissenschaftler und Journalist Thomas Gesterkamp. In einem Pressestatement stufte er die Begründung zum Antrag der AFD-Fraktion als Anzeichen einer Radikalisierung ein.

Quelle: Deutscher Bundestag Drucksache 19/26443, Neues Deutschland

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