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Abrechnungsbetrug bei Apothekern?

Staatsanwaltschaften aus mehreren Bundesländern ermitteln derzeit gegen Apotheker, wie aus Informationen der „Welt am Sonntag“ hervorgeht. Demnach geht es um Betrugsverfahren, die möglicherweise millionenschwer sind. Insbesondere die so genannten „Luftrezepte“ spielten in den Fällen eine entscheidende Rolle, berichtete die Zeitung. Demnach rechnen die Apotheker Tausende Arzneimittelverordnungen mit den Krankenkassen ab, obwohl die Medikamente nie über ihren Ladentisch gegangen sind. Die Vorwürfe zielen darauf ab, dass Apotheker und Ärzte oder Apotheker und Patienten gemeinsame Sache machen.

Millionenschwere Schäden bei gesetzlichen Krankenkassen befürchtet

Die gesetzlichen Krankenkassen müssen teils millionenschwere Schäden aufgrund des Abrechnungsbetrugs durch Apotheker hinnehmen, heißt es in dem Bericht weiter. Die Schäden für die Kassen sollen sogar deutlich höher ausfallen als bei jeder anderen Berufsgruppe im Gesundheitswesen. So heißt es in dem Bericht weiter, dass die Kaufmännische Krankenkasse im letzten Jahr eine halbe Million Euro von Pharmazeuten zurückgefordert habe. Das ist doppelt so viel wie die Kassen von den Pflegediensten zurückverlangten.

Allerdings geht man von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus. Das Risiko, entdeckt zu werden, ist äußert gering, es gibt nur wenige eingeweihte Personen und solange diese sich nicht gegenseitig verraten, besteht kaum eine Chance, dass der Abrechnungsbetrug auffliegt, so Gerd Glaeske, Gesundheitsökonom aus Bremen.

680 Millionen bis fast drei Milliarden Euro Schäden in Deutschland

Die Organisation Transparency Deutschland geht sogar von noch höheren Schadenssummen aus. Alleine durch Betrug und Korruption bei Arzneimitteln geht man von 680 Millionen bis 2,72 Milliarden Euro jährlicher Schäden nur in Deutschland aus. Das entspricht etwa zwei bis acht Prozent der Gesamtausgaben der gesetzlichen Kassen für verordnete Medikamente. Diese lagen 2015 bei insgesamt 35 Milliarden Euro. Wie die Organisation erläutert, seien in ihren geschätzten Zahlen veruntreute Gelder durch Apotheker ebenso enthalten, wie die Zuwendungen, die Ärzte für die umstrittenen Anwendungsbeobachtungen erhalten.

Die Skandale rund um das deutsche Gesundheitswesen nehmen kein Ende. Erst kürzlich hatte man einen massiven Abrechnungsbetrug bei Pflegediensten aufgedeckt. Vor allem russische Pflegedienste sollen mit gefälschten Pflegeprotokollen Leistungen abgerechnet haben, die sie nie erbracht haben. Der Schaden dafür wurde auf mindestens eine Milliarde Euro beziffert.

Quelle: AFP

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