Spätestens seit dem Oktober 1989 kennen wohl auch die Deutschen Kurt Masur, die vorher nichts über den weltbekannten Dirigenten wussten, der heute sein 87. Lebensjahr vollendet. Kurt Masur gehörte gemeinsam mit Bernd-Lutz Lange zu den Künstlern, die damals dazu beigetragen haben, dass die Montagsdemonstrationen in Leipzig nicht in einem Akt der Gewalt endeten.
Erinnerungen an den 9. Oktober 1989 in Leipzig
Der Abend des 9. Oktober 1989 begann in Leipzig trüb und mit einem ekligen Nieselregen. Trotzdem trafen sich mehr als 100.000 Menschen in der Stadt. Wer sich dem Zentrum von Westen aus näherte, der dürfte sich streckenweise gefühlt haben, als würde sich die Stadt auf einen Krieg vorbereiten. Im Auewald hatten Panzer Stellung bezogen. Das eigentliche Stadtzentrum wurde von den Mitgliedern der Kampfgruppen umschlossen. Allein schon diese Planung zeigt die psychologische Schlitzohrigkeit der einstigen DDR-Führung: Sie stellten den Demonstranten ihre eigenen Kollegen unter Waffen gegenüber.
Zugangsperre zum Zentrum galt ohne Ausnahmen
Das Stadtzentrum wurde auf diese Weise ab den Abendstunden komplett abgeriegelt, um ein weiteres Wachstum der demonstrierenden Massen zu verhindern. Selbst wer einen Notbehandlungsschein der Uni-Kliniken vorweisen konnte, wurde nicht auf direktem Weg zum Bahnhof durchgelassen, sondern musste einen weiten Bogen um das Stadtzentrum machen. Richtung Westen konnte man frühestens ab dem Waldplatz auf die Weiterfahrt mit der Straßenbahn hoffen. In Richtung Osten gab es die ersten Verbindungen ab der Hermann-Liebmann-Straße. Während des Marschs dorthin wurde man immer wieder mit dem Aufruf „Keine Gewalt“ beschallt. Kurt Masur wurde wegen seiner Mitwirkung an diesem Aufruf noch im gleichen Jahr zum Ehrenbürger der Stadt Leipzig ernannt.
Das bewegte Leben des Erfolgsdirigenten Kurt Masur
Seine Karriere startete Kurt Masur am Landestheater Halle. Anschließend war er zwei Jahre lang als Kapellmeister in Erfurt tätig. Von 1953 bis 1955 leitete er das Orchester der Städtischen Theater Leipzig und ging dann für drei Jahre zur Philharmonie Dresden. 1958 bis 1960 wirkte Kurt Masur am Staatstheater in Schwerin und setzte seine Tätigkeit als Dirigent danach für vier Jahre an der Komischen Oper in Berlin fort. Anschließend gab er zahlreiche Gastspiele im Ausland und kehrte 1967 zur Philharmonie Dresden zurück. Das Gewandhaus Leipzig profitierte von 1970 bis 1997 vom Können des Dirigenten. Parallel dazu startete Kurt Masur seine Karriere beim Philharmonic Orchestra in New York. Ab dem Jahr 2000 betreute er außerdem die Londoner Philharmoniker und ab 2002 auch das französische Nationalorchester. Seit 1992 ist Kurt Masur darüber hinaus Ehrendirigent beim Philharmonic Orchester von Israel. Kurt Masur hat knapp siebzig Auszeichnungen für sein Wirken bekommen. Darunter befinden sich mehrere Ehrendoktortitel von weltbekannten Universitäten im In- und Ausland.
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