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Neuseeland: Boomender Tourismus nicht von jedem willkommen

Der Tourismus in Neuseeland boomt, im letzten Jahr verzeichnete man im Vorjahresvergleich einen Anstieg der Urlauber um zwölf Prozent auf fast 3,5 Millionen. 100.000 Urlauber kamen aus Deutschland, so dass die Deutschen die sechstgrößte Besuchergruppe Neuseelands nach Australien, den USA, China, Japan und Großbritannien ausmachen. Dabei müssen Urlauber eine mindestens 27 Stunden andauernde Flugreise auf sich nehmen, um ihren Urlaub in Neuseeland zu verbringen. Doch gerade dieser boomende Tourismus löst jetzt heftige Kritik aus.

Wo liegen die Probleme beim Tourismus in Neuseeland?

Die Kritik ist vielfältig. So klagen die Wandervereine des Landes über überfüllte und verschmutzte Wanderwege und Berghütten. Touristen nutzen Wiesen und Wälder als Toiletten, worüber die Anwohner klagen und die Behörden müssen Mehrausgaben für den Ausbau der Infrastruktur aufbringen.

Fast jeder fünfte Neuseeländer klagte in einer Studie über die zu hohe Gästezahl des Landes. Viele Unfälle, die von Urlaubern verursacht werden und der stockende Verkehr sind dabei Hauptkritikpunkte. Gerade Touristen beherrschen oft das Fahren auf der linken Seite nicht. Generell scheint den Einwohnern das Land durch die Urlauber überfüllt zu erscheinen, die Umweltschäden und die fehlende Infrastruktur werden ebenfalls heftig kritisiert.

Wanderurlaub in Neuseeland besonders beliebt

Dabei zeigt sich auch, dass sehr viele Touristen zum Wandern nach Neuseeland kommen. Die Naturschutzbehörde betreibt neun Wandertouren, die Great Walks, die sich einer wachsenden Beliebtheit bei den Urlaubern erfreuen. Gut 120.000 Menschen sind alleine in der Saison 2015/2016 durch den dichten Regenwald, durch alpines Terrain und an den Stränden entlang gewandert. Fast zwei Drittel (60 Prozent) von ihnen kamen aus dem Ausland, jeder Zehnte sogar aus Deutschland.

Ein Ende des Touristenansturms auf Neuseeland ist derzeit nicht in Sicht. Man geht sogar davon aus, dass bis 2022 die Marke von 4,5 Millionen Urlaubern in Neuseeland geknackt wird. Damit wären ebenso viele Urlauber wie Einwohner im Land unterwegs. Dass sich die 4,5 Millionen Einwohner, die auf einem Gebiet mit der Fläche von drei Vierteln Deutschlands leben durch die Verdoppelung der Menschen beeinträchtigt fühlen, versteht sich dabei fast von selbst.

Auch die Infrastruktur ist bisher für diesen Besucheransturm nicht gerüstet. Die Parkplätze, Campingplätze, Straßen und Naturschutzgebiete können dem Ansturm nicht gerecht werden, klagt der Federated Mountain Club (FMC), der Dachverband der 80 neuseeländischen Wandervereine.

Auch die Freedom Camper, die wild mit dem Wohnmobil in Naturschutzgebieten kämpfen, ihren Müll hinterlassen und die Natur als Toilette missbrauchen, sorgen für Unmut. Dagegen spricht Jamarl Thomson aus Blenheim auf der Südinsel. Durch die wenigen Freedom Camper, die sich daneben benehmen, gelten alle Freedom Camper als Sündenbock. Dabei ist das wilde Campen eine lange Kiwi-Tradition der Neuseeländer selbst.

Kommt eine Wandermaut für Neuseeland?

Erste Kritiker schlagen deshalb schon heftige Gegenmaßnahmen vor. So klagen die Einwohner darüber, dass die Kosten für Reinigung und Müllbeseitigung auf den Campingplätzen aus Steuergeldern bezahlt werden müssen. Lediglich fünf Prozent der Kosten werden nach einer Untersuchung der Unternehmensberatung McKinsey von der neuseeländischen Naturschutzbehörde über Gebühren abgedeckt. In Australien, Kanada oder den USA können die Nationalparks gut 20 Prozent der Kosten durch Besucherabgaben ausgleichen.

Daher schlägt McKinsey eine Wandermaut vor, alternativ eine Naturschutzsteuer für Touristen. Die Parkplätze in den Nationalparks könnten gebührenpflichtig werden, die Wanderwege privatisiert. Auch Neuseelands Tourismusministerin Paula Bennet bestätigt, dass man derartige Optionen derzeit überprüfe. Bisher seien jedoch noch keine Entscheidungen getroffen. Im Gespräch ist allerdings, unterschiedliche Gebühren für Einheimische und Touristen einzuführen.

Peter Wilson, Präsident des Wandervereins spricht sich gegen eine Maut aus. Er ist der Meinung, dass der Zugang zu öffentlichem Land frei sein muss. Er fordert dagegen mehr Geld für die Naturschutzbehörde, welches jedoch wieder aus Steuermitteln kommen müsse.

Quelle: dpa

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