Warum finden Honigbienen immer zum Stock ihres Volkes zurück? Wie können Brieftauben zum Ziel kommen? Warum und wie kehren Lachse stets zu einem Fluss zurück? Die Antworten auf diese Fragen bestehen in einer
Wie funktioniert die Gemeinsamkeit zwischen Honigbienen, Lachsen und Tauben?
Dieses Rätsel wurde von der forschenden Wissenschaft längst gelöst. Der für diesen „zusätzlichen Sinn“ verantwortliche Stoff hört auf die Bezeichnung Magnetit. Dabei handelt es sich um ein winziges Kristall, das aus der Verbindung von Sauerstoff und Eisen entsteht. Kennzeichnend ist der hohe Eisenanteil, der nach den derzeitigen Erkenntnissen bis zu 72,4 Prozent betragen kann. Wird dieses Kristall im Körper eingelagert, ermöglicht es die Wahrnehmung feinster Unterschiede im Magnetfeld der Erde. Bei Honigbienen erfolgt diese Einlagerung im unteren Bauchbereich. Untersuchungen von Tauben brachten den Nachweis von Magnetit im Bereich der Nasenhöhle und bei Lachsen in den Nebenhöhlen des Schädels. Daraus entstand die wissenschaftliche Bezeichnung Magnetorezeption für die bewusste Wahrnehmung des Erdmagnetfelds. Bei Lachsen wurde inzwischen in mehreren Studien nachgewiesen, dass sie damit nicht nur Unterschiede der Intensität des Magnetfelds aufspüren können, sondern auch Differenzen bei der Ausrichtung und Neigung wahrnehmen und für ihre Navigation zu den Laichplätzen nutzen. Der Grund dafür ist die kettenförmige Aufreihung der Magnetitkristalle im Kopf der Lachse. Eine ähnliche Aufreihung wurde auch bei Tauben und Honigbienen nachgewiesen.
Der Mensch besitzt ebenfalls Anlagen für die Magnetorezeption
Rein organisch ist der Mensch ebenfalls für die Magnetorezeption (auch Magnetsinn genannt) vorbereitet. Das hat eine Versuchsreihe der Universität Tokio in Kooperation mit dem California Institute of Technology (Caltech) bereits im Jahr 2019 bewiesen. Dabei wurden die Probandinnen und Probanden in einen Kupferkäfig gesteckt, in dem die Magnetfelder gezielt manipuliert werden konnten. Im EEG der Teilnehmer/-innen zeigten sich Veränderungen der Alpha-Band-Aktivitäten im Gehirn. Sie dienen beim EEG (Messung der Hirnströme) als Indikator für unbewusste Wahrnehmungen, die nicht mit dem bewussten Lösen von Problemen verbunden sind. Inzwischen konnte auch im menschlichen Körper die Existenz der für den Magnetsinn erforderlichen Magnetitkristalle nachgewiesen werden.
Nachweis beim Menschen führt zu interessanten Hypothesen
Eine bei den Lachsen, Honigbienen und Tauben vorhandene Komponente fehlt. Der Mensch ist nicht in der Lage, die über die Magnetitkristalle erzeugten Wahrnehmungen bewusst auszuwerten und gezielt für eine Navigation auf der Basis des Erdmagnetfelds zu verwenden. Allerdings ergibt sich daraus eine Hypothese, für die ein wissenschaftlicher Beweis noch aussteht. Womöglich ist der Magnetsinn für die unterschiedliche Empfindung von Orten bei ansonsten identischen Umwelt- und Wetterbedingungen verantwortlich, wenn auch die Ströme im menschlichen Gehirn durch Manipulationen eines einwirkenden Magnetfelds messbar verändert werden können. Das heißt, für die Hypothese der Astrologen, daran wären die unterschiedlichen Einflüsse der Planeten verantwortlich, könnte es eine ganz andere wissenschaftliche Erklärung geben.
Quelle: Science, Caltech, Nature, Earthdate, Stangl-Lexikon
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