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Wie gut ist die deutsche Wirtschaft auf den Winter vorbereitet?

Electricity pylons and power lines

Haben alle deutschen Unternehmen Energie-Notfallpläne und Corona-Notfallpläne? Aktuelle Umfragen zeichnen ein sehr differenziertes Bild.

Zwar sind die Gasspeicher nach den offiziellen Angaben der Bundesnetzagentur inzwischen zu 95 Prozent gefüllt, aber das ist keine Garantie, dass Deutschland ohne Energieengpässe über den Winter kommt. Viele Menschen befürchten, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren, wenn sie nicht in Unternehmen arbeiten, die zu den systemrelevanten Bereichen gehören. Ist diese Angst begründet oder sehen die Energie-Notfallpläne der Unternehmen Entlassungen bei Energieengpässen gar nicht vor? Das Ifo Institut für Wirtschaftsforschung hat Zahlen aus einer aktuellen Umfrage vorgelegt.

Erhebliche Lücken bei der Erstellung der Energie-Notfallpläne

Zum Ende des dritten Quartals 2022 hatten gerade einmal 32 Prozent aller befragten Unternehmen einen Energie-Notfallplan. Erstaunlich ist der mit 21 Prozent hohe Anteil der befragten Personalchefs, die dazu keine Angaben machen wollten oder konnten. Außerdem zeigt sich ein deutlicher Unterschied anhängig von der Unternehmensgröße. Von 70 Prozent der kleineren Betriebe mit bis zu 49 Mitarbeitern wurde das Vorhandensein von Energie-Notfallplänen verneint. Bei größeren Unternehmen ab 500 Angestellte lag dieser Anteil nur bei 13 Prozent. Das heißt, größere Unternehmen sind auf mögliche Energiemangellagen nach dem aktuellen Stand deutlich besser vorbereitet als kleine Unternehmen. Beim Vergleich der Bereiche Dienstleistungen, Handel und Industrie ist der Handel am schlechtesten vorbereitet, denn dort fehlen noch bei 69 Prozent der Betriebe entsprechende Notfallpläne, während dieser Anteil im Bereich Industrie mit 34 Prozent bei knapp der Hälfte liegt.

Welche Folgen der Energiekrise befürchten die befragten Unternehmen?

Erhebliche Belastungen durch steigende Kosten gaben 62 Prozent der Unternehmen an. Weitere 32 Prozent erwarten mittlere Belastungen aufgrund der erhöhten Energiepreise. Die aktuellen Entwicklungen machen bei 49 Prozent der Unternehmen die Planbarkeit der Personal- und Produktionskapazitäten deutlich schwieriger. Weitere 38 Prozent gehen von mittleren Beeinträchtigungen der Planungssicherheit aus. Insgesamt befürchten 79 Prozent mittlere bis starke Auswirkungen der Energiekrise auf die Stimmung in der Belegschaft. Lediglich 3 Prozent gehen nach den Antworten im Rahmen der ifo-Umfrage davon aus, dass die Energiekrise auf die Stimmung ihrer Mitarbeiter/-innen keine Auswirkungen hat. Das größte Risiko für die Einschränkung der betrieblichen Tätigkeit durch Maßnahmen aus dem Energie-Notfallplan sehen Unternehmen der Industrie, während Handelsbetriebe deutlich optimistischer auf den kommenden Winter schauen.

Welche Maßnahmen finden sich häufig im Energie-Notfallplan?

Die gute Nachricht ist, dass nur 11 Prozent der Industriebetriebe ein hohes und 18 Prozent ein mittleres Risiko für die Notwendigkeit eines Personalabbaus über Kündigungen sehen. 68 Prozent sehen entweder kein Risiko oder schätzen das Risiko für betriebsbedingte Kündigungen als niedrig ein. Das Mittel der ersten Wahl bei Produktionsbeschränkungen durch ausfallende Gas- und Energielieferungen ist der Abbau aufgelaufener Überstunden. Großes Potenzial dafür sehen immerhin 83 Prozent der befragten Industriebetriebe. Auf dem zweiten Rang landet mit 76 Prozent der Abbau von noch zur Verfügung stehenden Urlaubstagen als personelle Maßnahme nach Energie-Notfallplan. 65 Prozent der befragten Personalleiter/-innen gaben als mögliche personelle Konsequenz die Anmeldung von Kurzarbeit an. Das verstärkte Angebot der Tätigkeit im Homeoffice sehen 62 Prozent der befragten Unternehmen aus dem Bereich Industrie vor.

Quelle: ifo Institut für Wirtschaft

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