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Wie die Fruchtbarkeit der männlichen Spermien beeinflusst wird

Eine aktuelle Studie bringt es ans Licht – Stoffe, mit denen wir uns nahezu täglich umgeben, die wir ständig benutzen, sorgen dafür, dass die männlichen Spermien unfruchtbar werden. Die hormonell aktiven Chemikalien können die männlichen Spermien schädigen. Die deutsch-dänische Studie, die die Forscher um Timo Strünker vom Center of Advanced European Studies and Research (caesar) in Bonn durchgeführt haben, weist sogar darauf hin, dass Dutzende dieser Substanzen in alltäglichen Gebrauchs- und Verbrauchsgegenständen zu finden sind – etwa in Sonnenmilch, in Zahnpasta oder Kunststoff. Außerdem können sich verschiedene Substanzen, die aufgenommen werden, in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken.

Doch nicht nur in der Zahnpasta können sich die hormonell aktiven Stoffe verstecken. Sie wurden ebenso in

  • Kosmetika,
  • Kunststoffen,
  • Haushaltsprodukten,
  • Spielzeug und
  • Textilien

gefunden. Aufgrund der aktuellen Studie will die EU jetzt prüfen, ob neue Grenzwerte für die hormonell aktiven Substanzen nötig sind.

Konsumgüter können Fruchtbarkeit schaden

Insgesamt 96 dieser hormonell aktiven Substanzen wurden von den Forschern mittels eines neuen Verfahrens dahingehend untersucht, wie sie sich auf die männlichen Spermien verschiedener Spender auswirken. Dabei zeigte sich, dass 33 Substanzen den Kalzium-Haushalt in den Keimzellen gestört haben. Zu diesen Substanzen gehören unter anderem

  • 4-MBC, das in Sonnenschutz enthalten ist,
  • DnBP, die Weichmacher, die in Kunststoffen verwendet werden und
  • Triclosan, das in Kosmetika vorkommt.

Sofern diese Stoffe in solchen Konzentrationen wie im menschlichen Körper vorkommen, können sie einen Ionenkanal, den so genannten CatSper (cation channel of sperm) öffnen. Dadurch gelangt Kalzium in die Zellen. Da nun aber der Kalziumgehalt zu den Schlüsselfaktoren insbesondere für das Schwimmverhalten der Spermien zählt, kann es hierdurch zu Beeinträchtigungen der Fruchtbarkeit kommen. Normalerweise wird dieses nämlich im Eileiter nahe der Eizelle gesteuert – und zwar durch die weiblichen Hormone Progesteron und Prostaglandin.

Durch die Substanzen, die den weiblichen Hormonen ähneln, werden die Spermien weniger empfindlich für diese Hormone. Die Navigation hin zur Eizelle könnte dadurch gestört werden und eine Befruchtung des Eis findet nicht statt.

Insgesamt 800 Stoffe könnten sich auf die Fruchtbarkeit auswirken

Besonders erschreckendes Ergebnis der Untersuchung: Bereits winzige Konzentrationen verschiedener Substanzen können sich in ihrer Wirkung summieren. Dadurch sind die aktuellen Grenzwerte, die für hormonell aktive Substanzen gelten, sinnlos. Denn sie orientieren sich immer an der Menge, bei der die einzelnen Substanzen keinen Schaden anrichten. Wie sich aber mehrere der Substanzen zusammen verhalten, wird bei der Bestimmung der Grenzwerte nicht berücksichtigt. Die Forscher rund um Timo Strünker geben jedoch zu bedenken, dass insgesamt mehr als 800 verschiedene Stoffe im Verdacht stehen, sich auf das menschliche Hormonsystem und damit die Fruchtbarkeit auszuwirken. Die meisten dieser Substanzen sind aber hinsichtlich der Wirkung noch nicht ausreichend untersucht.

Strünker ist deshalb der Ansicht, dass diese Chemikalien möglichst selten verwendet werden sollten, selbst wenn bisher noch nicht bis ins Detail bekannt ist, wie diese wirken. Niels Skakkebaek vom Rigshospital in Kopenhagen dagegen freut sich, dass es in der aktuellen Studie erstmals gelungen ist, die direkte Wirkung der Substanzen auf das männliche Sperma zu untersuchen.

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