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Welche Bedeutung haben die derzeit angegriffenen Städte für die Ukraine?

Sea port from a bird's-eye view. Odessa, Ukraine

Die russische Armee formiert sich im Süden neu. Die Angriffe zielen auf Städte ab, die für die Wirtschaft der Ukraine eine immense Bedeutung haben.

Das durch den Krieg verursachte Leid in der Ukraine ist kaum vorstellbar. Je länger die Kampfhandlungen andauern, desto mehr Menschen sind davon betroffen. Auch nach einem (bisher nicht absehbaren) Waffenstillstand benötigt das Land Hilfe von außen. Der Grund dafür ist, dass viele angegriffene Städte Wirtschaftszentren der Ukraine sind. Neben dem menschlichen Leid sind deshalb auch die wirtschaftlichen Folgen derart immens, dass sie das Land allein nicht tragen kann. Das belegt ein Blick auf die Bedeutung der angegriffenen Städte.

Charkiw: Ein Wissenschaftszentrum wird schwer in Mitleidenschaft gezogen

Nach Angaben des Bürgermeisters wurden in Charkiw mehr als tausend Gebäude schwer geschädigt oder komplett zerstört. Beim überwiegenden Teil handelt es sich um Wohngebäude. Die Stadt Charkiw gehörte vor Beginn der Angriffe mit mehr als 40 Hochschulen zu den bedeutendsten Bildungszentren in ganz Osteuropa. Allein an der Karasin-Universität sind rund 12.000 und an der Nationalen TU rund 22.000 Studentinnen und Studenten eingeschrieben. Außerdem sind in Charkiw die Nationale Universität für Luft- und Raumfahrt, die Akademien für Design und Kunst sowie Kommunalwirtschaft sowie die Nationale Universität der Künste ansässig. Der Flughafen Charkiw fertigt pro Jahr knapp eine Million Passagiere ab. Die Stadt ist ein Zentrum des Maschinenbaus und besitzt eine für die Ukraine bedeutende Elektroindustrie. Vor Kriegsbeginn hatte sie rund 1,45 Millionen Einwohner.

Odessa muss trotz im Süden verstärkter Angriffe in ukrainischer Hand bleiben

Ein Verlust von Odessa wäre ein schwerer Schlag für die Wirtschaft der Ukraine. Dabei ist vor allem der Seehafen der Millionenstadt von Bedeutung. Pro Jahr werden hier bis zu 40 Millionen Tonnen Schüttgut umgeschlagen. Zudem besitzt der Hafen von Odessa das größte Terminal für den Umschlag von Erdöl und Flüssiggas (LNG-Terminal). Allein das LNG-Terminal hat eine Jahreskapazität von rund 700.000 Tonnen. Das Containerterminal schafft pro Jahr mehr als 300.000 TEU. Außerdem ist am Hafen Odessa eine der größten Schiffswerften der Ukraine ansässig. Die Stadt ist Sitz mehrerer Universitäten sowie ein Zentrum der Metallverarbeitung, der Chemieindustrie und Nahrungsmittelproduktion, in dem sich auch mehrere Ölraffinerien angesiedelt haben. Der im Südosten der Stadt gelegene Flughafen bringt es auf rund eine Million Passagiere pro Jahr und wurde zu Beginn der 1980er Jahre für die Abwicklung von Frachtverkehr erweitert.

Mykolajiw, Mariupol und Cherson: Was ist wissenswert?

Mykolajiw hatte vor Kriegsbeginn eine knappe halbe Million Einwohner. Auch hier spielt der Maschinenbau eine wichtige Rolle. Hinzu kommt der Schiffbau, der mit drei Großwerften vertreten ist. Mykolajiw ist Standort eines Atomkraftwerks. Die Stadt besitzt einen Seehafen und einen Flughafen und zählt sich zu den ukrainischen Zentren der Nahrungsmittelindustrie.
Cherson verfügt über einen Seehafen und einen Flusshafen am Dnepr. Auch hier bilden Werften eine wichtige Säule der Wirtschaft. Vor Beginn der russischen Invasion besaß Cherson rund 290.000 Einwohner. Zudem sind in der Stadt im Süden der Ukraine drei Universitäten ansässig. Zu den Kindern der Stadt gehört beispielsweise der spätere Ministerpräsident von Bulgarien, Sergei Stanitschew (im Amt von 2005 bis 2009).
Mariupol zählte vor Kriegsbeginn rund 445.000 Einwohner und war ein Zentrum der Metallindustrie. Vor allem die Produktion von Eisenbahnschienen hatte hier Hochkonjunktur. Der größte Teil der Schienenproduktion ging nach Russland, was auch Putins großes Interesse an der dauerhaften Übernahme der Stadt bewirkt. Die Bedeutung des Seehafens sank nach der Besetzung der Krim durch Russland drastisch. Die damaligen Ausbaupläne wurden deshalb verworfen. Die Stadt verfügt über zwei Universitäten. Dass Griechenland sich bei den Evakuierungen nach Kriegsbeginn einschaltete, hatte einen guten Grund. In Mariupol lebten vor Beginn der Invasion knapp 22.000 Griechen.

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