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Was hat der 8. April mit der Ausrottung der Pocken zu tun?

Nurse giving an injection

In Deutschland gibt es immer wieder heftige Diskussionen um die Impfpflicht. Welche Erfolge damit erzielbar sind, zeigt die Ausrottung der Pocken.

Die Debatten in Deutschland zu bestimmten Impfungen als Pflicht starteten bereits während der Coronakrise. Dabei entstand eine Impfpflicht de facto durch die umfangreicheren Einschränkungen, denen sich ungeimpfte Personen im Vergleich zu immunisierten Personen stellen mussten. Doch noch weitaus heftiger sind die Diskussionen, die rund um eine Immunisierung gegen Masern geführt werden. Dabei sind Gesetze über eine Impfpflicht in Deutschland schon wesentlich älter, als so mancher Mensch denkt.

8. April 1874: Ein wichtiges Datum beim Thema Impflicht

Der 8. April 1874 stellt einen bedeutenden Meilenstein bei der Ausrottung der Pocken in Deutschland dar. Damals wurde das Reichsimpfgesetz erlassen, das ein Jahr später (am 1. April 1875) in Kraft trat. Als erstes deutschlandweites Impfgesetz schrieb es eine Pflichtimpfung gegen die Pocken vor. Doch das war nicht das erste Gesetz dieser Art, denn das Königreich Bayern entschloss sich schon lange Zeit vorher dazu, eine Pockenimpfpflicht in einem Gesetz zu verankern. Das geschah bereits im Jahr 1807. Somit ist klar, dass es auf dem heutigen Gebiet der Bundesrepublik Deutschland schon vor mehr als zwei Jahrhunderten eine gesetzlich vorgeschriebene Impfpflicht gab. Die Kosten der Pockenimpfung wurden von Beginn an vom Staat übernommen. Damals sahen die Impfgesetze sowohl Bußgelder als auch Haftstrafen für eine Verletzung der Impfpflicht vor. Diese harte Gestaltung hat dazu geführt, dass die Pocken in Deutschland seit dem Jahr 1972 nicht mehr aufgetreten sind. Deshalb konnte die Pockenimpfpflicht 1976 vom Bundestag aufgehoben werden.

In der ehemaligen DDR gab es unzählige Pflichtimpfungen

Die im heutigen Infektionsschutzgesetz festgelegten Regelungen sind ein verschwindend geringer Teil dessen, was im Impfgesetz der ehemaligen DDR als Pflichtimpfungen enthalten war. Ab dem Jahr 1973 mussten dort alle Kinder eine Immunisierung gegen Tuberkulose erhalten. 1961 folgte die Impfpflicht für Tetanus und Diphterie. 1964 wurde die Keuchhustenimmunisierung ins Pflichtprogramm aufgenommen. Dass es im Osten Deutschlands weniger Masernfälle unter Erwachsenen gibt, liegt ebenfalls in den Impfgesetzen der ehemaligen DDR begründet, denn die Masernimpfung wurde im Jahr 1970 zur Pflichtimpfung für alle Kinder und Jugendlichen erhoben.

Deutschland hat erweiterte Impfpflichten für Soldaten und Soldatinnen

Nach den zentralen Dienstvorschriften (A1 – 840/8 -4000) haben sich Soldatinnen und Soldaten genau wie die Marineangehörigen zusätzlichen Impfpflichten zu unterwerfen. Eine Nichtduldung der Pflichtimpfungen kann als Gehorsamsverweigerung gewertet und geahndet werden. In beiden militärischen Bereichen gehören beispielsweise Diphterie, Hepatitis A und B, Keuchhusten, Masern, Mumps sowie Röteln und Tetanus zu den Pflichtimpfungen. Den gleichen Status genießt auch eine Immunisierung gegen COVOD-19. Damit trägt der Gesetzgeber der Tatsache Rechnung, dass militärisches Personal gegenüber der Zivilbevölkerung einem deutlich erhöhten Gefahrenpotenzial ausgesetzt ist.

Quelle: Infektionsschutzgesetz, Reichsimpfgesetz, DDR-Impfgesetz

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